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22.05.2020 Jochen Kauper

Daimler: Ola Källenius ein Jahr CEO - kann sich die Aktie wieder erholen?

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Daimler

Seit genau einem Jahr ist Ola Källenius Vorstandsvorsitzender von Daimler. Chef von weltweit rund 300 000 Menschen. Die Kunden, die Aktionäre, die Experten, die Behörden und nicht zuletzt die eigenen Beschäftigten - alle wollen gehört, alle Befindlichkeiten sorgsam gegeneinander abgewogen werden. Die Daimler-Aktie ist in der Krise unter die Räder gekommen - wie geht es weiter?

Es knirscht an allen Ecken und Enden beim Stuttgarter Autobauer, nicht erst seit dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie. Schon als Källenius im Mai 2019 von Vorgänger und Langzeit-CEO Dieter Zetsche übernahm, war klar, dass der damals schon herrschende globale Abwärtstrend in der Autobranche auch Daimler mitziehen würde. Dazu kamen milliardenteure Altlasten aus der Dieselaffäre. Der Gewinn rauschte in den Keller, Investoren und Analysten murrten immer lauter. Als erste große Amtshandlung legte Källenius ein umfassendes Sparprogramm vor.

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Alles soll nun straffer werden, die Kosten sollen runter, Tausende Stellen gestrichen werden, damit am Ende genug Geld für wichtige Zukunftsthemen, für Digitalisierung und vor allem auch für die Elektromobilität da ist. Allerdings lässt Corona die Strategie nun womöglich schon Makulatur werden, bevor sie überhaupt richtig Wirkung entfalten konnte. Im ersten Quartal stürzte der Gewinn ab, im zweiten erwartet Daimler gar rote Zahlen. Das war so natürlich nicht eingeplant. Trotzdem: "Diese Schlüsseltechnologien für die Zukunft stehen nicht zur Disposition", betont Källenius.

Unruhe unter den Beschäftigten

"Er glaubt an die Stärke unserer Marke, an unsere Tradition und das starke Vertrauen darauf, dass auch kommende Produkte Maßstäbe in Sachen Mobilität setzen werden", sagt Daimler-Betriebsrat Michael Brecht. Mit seinen Sparankündigungen hatte Källenius viel Unruhe bei den Beschäftigten ausgelöst - trotz der stetigen Beteuerung, niemand müsse Daimler gegen seinen Willen verlassen.

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Daimler braucht mehr Speed

Källenius habe in seinem ersten Jahr viele richtige Entscheidungen getroffen, sagt Branchenfachmann Ferdinand Dudenhöffer. Er habe nicht nur das Sparprogramm aufgelegt, sondern auch Produktion und Entwicklung enger verzahnt, die kriselnde Transporter-Sparte zur Chefsache gemacht und in der Corona-Krise schnell die Liquidität des Konzerns gesichert. Auch der Ausbau der Elektromobilität mit eigenen E-Auto-Plattformen laufe, brauche aber noch mehr Speed. Zudem laufe der Mobilitäts- und Finanzdienstleistungsbereich noch zu holprig. Was Dudenhöffer aber vor allem fehlt, ist das große Ganze: "Gearbeitet werden muss noch an der Vision - dem langfristigen Bild vom Daimler."

Wenn es nach Källenius geht, soll Daimler künftig für "nachhaltigen modernen Luxus" stehen. Der 50-Jährige hat die Nachhaltigkeit zum zentralen Prinzip erhoben. Bis Ende der 2030er Jahre will der Konzern seine Neuwagenflotte komplett CO2-neutral machen und sein Wachstum zudem vom Ressourcenverbrauch abkoppeln. Vorher müsste es Daimler allerdings erst einmal schaffen, den CO2-Ausstoß überhaupt so weit zu senken, dass die verschärften EU-Grenzwerte eingehalten werden.

Hochlauf der Elektroauto-Produktion muss gelingen

Man sei zuversichtlich, es gebe aber keine Garantie, hatte Källenius noch kurz vor Ausbruch der Krise gesagt. Es hängt einerseits daran, ob der Hochlauf der Elektroauto-Produktion schnell genug gelingt, andererseits daran, ob der Kunde solch ein Auto dann auch kauft. Für beides dürfte Corona nicht gerade hilfreich sein.

Dass er mit seiner Strategie nach der Krise einfach da weitermachen kann, wo Corona ihn unterbrochen hat, glaubt auch Källenius selbst nicht. Womöglich muss der Chef dann in seinem zweiten Jahr gleich noch einmal ein paar Sparvorgaben nachlegen. Öffentlich spekulieren will er darüber bislang nicht. Aber allzu optimistisch, hat er schon gewarnt, solle man bitte nicht sein.

Daimler (WKN: 710000)

Zuletzt berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg, dass Geely-Chef Li Shufu die Zusammenarbeit mit Daimler vertiefen wolle. Das würde sicherlich neue Fantasie in den Aktienkurs von Daimler bringen. Derzeit hält der chinesische Ankeraktionär über die Tenaciou3 Prospect Investment Limited 9,7 Prozent der Anteile.

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Zusammen mit Geely könnte Daimler Themen wie die Elektromobilität, autonomes Fahren sowie neue Mobilitätsdienste schneller voranbringen und die Kosten würden auf mehrere Schultern verteilt werden. Geely hat mit Volvo bereits gezeigt, dass man verkrustete Strukturen aufbrechen und etwas „angestaubte“ Unternehmen wieder salonfähig machen kann

Was die Aktie betrifft, so sind die Gewinne im ersten Quartal nicht so schlecht wie befürchtet ausgefallen. Im zweiten Quartal duften diese deutlich niedriger ausfallen und sich auch langsamer erholen.

Daimler hat im Vergleich zu VW und BMW das schlechtere Kostenmanagement. Auch ist die Abhängigkeit von der Brummi-Sparte ein Nachteil gegenüber Volkswagen und BMW. Dennoch: Die Zusammenarbeit mit Partner Geely wird langfristig Früchte tragen.  Denn: "Die Zukunft ist China. Alle die es schaffen, sich mit chinesischen Partnern stabil aufzustellen, sind die potentiellen Gewinner", sagt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität St. Gallen gegenüber dem AKTIONÄR. Die Daimler-Aktie bleibt eine Comeback-Spekulation.


(Mit Material von dpa-AFX).


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