Daimler will den Investoren – trotz Kurzarbeit – eine um 50 Prozent erhöhte Dividende im Vergleich zum Vorjahr zahlen. Das ruft Kritiker wie die Bürgerbewegung „Finanzwende“ auf den Plan, die das Handeln des Autobauers „moralisch verwerflich“ findet, wie Businessinsider.de berichtet. Dabei gibt es bei genauerem Hinsehen gute Gründe für dieses Vorgehen. Auch der Bundesfinanzminister hat jüngst diese Strategie energisch verteidigt. Die Daimler-Aktie muss indes auch heute wieder Abgaben hinnehmen.
Bundesfinanzminister Olaf Scholz wurde in der gestrigen ZDF-Sendung „Wir und das Virus - Gesichter der Pandemie“ hierzu konkret von Moderator Christian Sievers befragt. Scholz führte aus, dass das Kurarbeiter-Geld ja den Arbeitnehmer zugutekomme und nicht dem Daimler-Konzern. Bereits in der großen Finanzkrise in den Jahren 2008/2009 hätte er als damaliger Arbeitsminister die Wirksamkeit dieses arbeitsmarktpolitischen Instrumentes erlebt.
Ein weiteres Rechtfertigungs-Argument liefert noch Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). „Die Alternative zur Zahlung von Kurzarbeitergeld wäre nicht, dass die Firmen das Gehalt in der kompletten Höhe weiter bezahlen, sondern dass die Arbeitnehmer ihre Arbeitsplätze verlieren“, betont er.
Kurz verweist auch darauf, dass viele Konzerne das Kurzarbeitergeld aufgestockt haben. So beispielsweise die deutschen Autokonzerne VW, Daimler und BMW. Nach Angaben der IG Metall haben sie das Kurzarbeitergeld auf mindestens 90 Prozent des Nettolohns erhöht, berichtete die FAZ. Die Aufstockung wird dabei vom Unternehmen selbst gezahlt. Dazu kommt: Das Kurzarbeitergeld ist per Definition kein Steuergeld, sondern wird aus den Beiträgen zur Sozialversicherung finanziert.
Die heutigen Kursverluste stehen nicht im Zusammenhang mit dieser gesellschaftspolitischen "Gerechtigkeits-Diskussion". Vielmehr nehmen die Anleger nach der jüngsten Kursrallye weiter Gewinne mit. Investierte Anleger bleiben weiter an Bord.