Die europäischen Autohersteller arbeiten an der nächsten Generation von Elektroautos. Sowohl Volkswagen als auch Daimler stellten am Donnerstag auf dem Pariser Autosalon Konzepte für reichweitenstarke Modelle vor. Volkswagens Kompaktwagen soll 400 bis 600 Kilometer weit kommen, Daimlers E-Autos auf Geländewagenbasis steht dem in nichts nach. Beide Konzepte sind als Grundlage für eine neue Modellpalette von Elektroautos gedacht. Bis die allerdings beim Händler stehen, dauert es: 2020 heißt es bei VW , "noch in dieser Dekade" - also in drei Jahren - bei Daimler. BMW plant weitere Modelle mit Hybrid- und Elektromotor auszustatten. Vertriebschef Ian Robertson wollte in Paris aber noch keine Details nennen.
China ist die Nummer 1
Während die Verkaufszahlen von reinen Elektroautos in Deutschland noch verschwindend gering sind, läuft das Geschäft in Ländern wie China und den USA an. In China wurden in diesem Jahr laut einer Untersuchung des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach bis August rund 240.000 E-Autos und Kleinbusse verkauft - gut zweieinhalb Mal so viele wie in den USA und 17 Mal mehr als in Deutschland. Selbst Kaufprämien für die Strom-Autos helfen hierzulande bislang kaum.
Die hohen Preise für Elektroautos gelten ebenso als Hindernis wie fehlende Ladestationen und die mangelnde Ausdauer. Man müsse den Käufern die "Reichweitenangst" nehmen, sagte Daimlers Entwicklungsvorstand Thomas Weber am Rande der Auto Messe in Paris. Renault drückt auf die Tube
Renault will bis Ende des Jahres eine Neuauflage des Modells Zoe mit 400 Kilometer Reichweite starten. Der französische Hersteller Renault, europäischer Marktführer bei Elektroautos, präsentierte ein Konzept für ein Elektro-Coupé. "Trezor", ein Zweisitzer mit roten Fenstern, solle einen Vorgeschmack auf den Stil künftiger Modelle geben, sagte Konzernchef Carlos Ghosn. Wann diese in den Handel kommen könnten, ließ er aber offen.
Daimler: Vor 2020 startet die Serienproduktion
Daimler will es bei einem Modell nicht belassen. Bis 2025 wollen die Stuttgarter mehr als zehn reine Elektrofahrzeuge anbieten, verkündete Konzernchef Dieter Zetsche. Sie sollen dann 15 bis 25 Prozent aller weltweit von den Stuttgartern verkauften Autos ausmachen. Die Fahrzeuge sollen ähnlich BMWs i-Modelle unter einer neuen Marke namens "EQ" laufen. Außerdem stecken die Stuttgarter bis zu einer Milliarde Euro in den Ausbau ihrer Batterieproduktion.
Ausbruch abwarten
Der von Konzernchef Dieter Zetsche eingeleitete Wandel vom Autobauer zum Mobilitätskonzern wird immer mehr sichtbar und wird Früchte tragen. Mit dem F015 hat Daimler bereits ein Ausrufezeichen gesetzt. Die Aktie tut sich im aktuell schwachen Gesamtmarkt jedoch schwer. Ein neues Kaufsignal wird erst mit dem Sprung über die 200-Tage-Linie bei 62,95 Euro ausgelöst.
VW-Aktie einsammeln
Mit Spannung haben Anleger auf die Präsentation des neuen Elektroautos von VW in Paris gewartet. Durchaus gelungen, aber nicht der ganz große Wurf. Ohnehin sieht der Flitzer etwas wie der i3 von BMW aus. Zudem ist eine Serienproduktion erst 2020 geplant! In rund vier Jahren. Man möchte sich die Frage stellen, auf welchem Stand Tesla mit seinen Elektroautos dann bereits sein mag.VW hinkt der Konkurrenz in Sachen E-Mobilität also noch weit hinterher.
VW muss Gas geben, was die Umsetzung neuer Mobilitätskonzepte betrifft. Mit Johann Jungwirth hat man vor Monaten einen interessanten Visionär von Apple los geeist und nach Wolfsburg geholt. Als neuer Chef des Fachbereichs Digitalisierungsstrategie sind seine Ideen gefragt.
Es bleibt dabei: DER AKTIONÄR glaubt an eine positive Entwicklung der VW-Aktie. Anleger können das reduzierte Kursniveau um 112 Euro nutzen, um einen Position aufzubauen. Auf Sicht von zwölf Monaten weist die VW-Aktie ein gutes Chance-Risiko-Verhältnis auf.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Aktien von Daimler befinden sich im "Real-Depot" von DER AKTIONÄR.
(Mit Material von dpa-AFX).