Trotz der Diskussion über mögliche Verbote wird der Autobauer Daimler weiterhin einen beträchtlichen Entwicklungsaufwand in den Verbrennungsmotor stecken. "Die Verbrennungsmotoren zu früh als alt und schlecht zu bezeichnen, ist einfach zu kurz gesprungen", sagte der scheidende Entwicklungschef Thomas Weber der Deutschen Presse-Agentur. Konzernchef Dieter Zetsche sieht die beschlossene Elektro-Kaufprämie mit gemischten Gefühlen.
Mit den immer weiter wachsenden elektrischen Reichweiten von sogenannten Plug-in-Hybriden, die sowohl mit Benzin als auch mit Strom betankt werden, könne der Übergang effizient gestaltet werden. "Deshalb verstehe ich die Diskussion eines Verbots nicht."
Grüne gegen Verbrennungsmotoren
Die Grünen hatten sich auf ihrem Bundesparteitag im November dafür ausgesprochen, von 2030 an keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr in Deutschland neu zulassen zu wollen. Daimler investierte gerade erst drei Milliarden Euro in die Entwicklung neuer Verbrennungsmotoren.
Hinzu kommen zehn Milliarden Euro, die die Schwaben in den Aufbau ihrer neuen Elektromarke EQ stecken. In den kommenden zehn Jahren werde Daimler sich für mehrere Antriebsarten aufstellen müssen, sagte Weber - das sei aber kein Problem: "Es ist ein Trugschluss, zu glauben, dass es teurer wird, mehrspurig zu fahren."
Die Zahl der Modelle wird in den kommenden Jahren zulegen. "Heute haben wir 34 verschiedene Modelle und wir gehen tendenziell eher in Richtung 40", sagte Weber. "Die werden uns helfen, unseren weltweiten Absatz von zwei Millionen weiter deutlich zu steigern.
Die Stromer kommen
Daimler hatte erst im Herbst seine neue Elektromarke EQ angekündigt. "Wir planen jetzt den Großangriff", sagte Weber. Bis 2025 sollen 15 bis 25 Prozent von Daimlers verkauften Autos einen Elektromotor haben. Der erste EQ soll 2019 in Bremen vom Band rollen.
"Der Erfolg wird sich erst einstellen, wenn wir die Kunden mit E-Autos überzeugen und faszinieren", sagte Konzernchef Dieter Zetsche der "Bild am Sonntag". Deshalb sei er noch nie ein großer Verfechter der E-Auto-Prämie als Kaufanreiz gewesen. Eine Prämie könne niemals eine unwirtschaftliche Technologie durchsetzen. Käufer reiner Elektroautos erhalten einen Zuschuss von bis zu 4000 Euro.
Zetsche sagte, dass langsam mit batteriebetriebenen Autos ähnliche Reichweiten erzielt würden wie mit Verbrennungsmotoren. Auch die Anschaffungskosten gingen nach unten. Mit dem ersten EQ-Serienfahrzeug in 2019 werde man die 500 Kilometer erreichen.
Zu Daimlers Mehrspurigkeit gehört auch ein Brennstoffzellenauto. Schon 2017 will Daimler ein mit Wasserstoff betriebenes Auto auf Basis des sportlichen Geländewagens GLC in Serie bringen.
Aktie auf dem Vormarsch
Mit dem EQ haben Zetsche und sein Team ein erstes Ausrufezeichen gesetzt. Der F015 ist ohnehin ein Hingucker. Auch die letzten Investitionen in neue Mobilitätsdienste zeigen, dass Daimler hier ein gutes Gespür beweist.
Die Aktie ist im freundlichen Gesamtmarkt endlich aus dem Seitwärtstrend zwischen 58,50 Euro und 66,00 Euro ausgebrochen. Auch das Hoch aus dem Monat Oktober bei 66,50 Euro wurde nach oben geknackt. Eine Konsolidierung bis auf das März-Hoch bei 68,88 Euro ist möglich. Im Anschluss sollte die Aktie Kurs Richtung 75 Euro nehmen. Anleger bleiben auf jeden Fall investiert.
(Mit Material von dpa-AFX).