Als Antwort auf schwache Geschäftszahlen setzt die Restaurantkette Vapiano auf schlankere Strukturen. Vorgesehen sind demnach effizientere Abläufe sowie eine langsamere Expansion. Außerdem soll das Menü abgespeckt werden. Den Aktionären reicht das keineswegs. Vapiano hat viel Vertrauen verspielt.
Vapiano will nun unter anderem die Wartezeiten für Gäste verringern, teilte das Kölner Unternehmen am Samstag mit. Arbeitsplätze stünden nicht im Fokus, sagte eine Sprecherin auf Anfrage, es gehe vor allem darum, die Profitabilität wiederherzustellen.
"Nach einem operativ sehr enttäuschenden Geschäftsjahr 2018 werden wir das Jahr 2019 nutzen, um einen strategischen Übergang zu schaffen und die Komplexität unseres Geschäftsmodells deutlich zu reduzieren", sagte Vapiano-Chef Cornelius Everke.
Sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) war das Unternehmen 2018 laut den vorläufigen Kennziffern unter den eigenen Zielen geblieben. Der Umsatz liege bei rund 370 Millionen Euro und damit unter der erst im November gesenkten Spanne von 375 bis 385 Millionen Euro. Das bereinigte EBITDA liege bei 29 bis 31 Millionen Euro. Geplant waren 34 bis 38 Millionen Euro.
Vapiano hatte die eigenen Prognosen für das Jahr 2018 zuerst im September 2018 und dann nochmals im November gesenkt und zuletzt den Chef ausgetauscht.
Das börsennotierte Unternehmen stellt nun alles auf den Prüfstand. Zudem würden Maßnahmen eingeleitet "zur Sicherstellung der nachhaltigen Profitabilität". Dafür müssten "auch die Prozesse und Arbeitsabläufe innerhalb der Restaurants deutlich angepasst werden". Zum Jahresende 2018 gehörten 231 Restaurants in 33 Ländern zu Vapiano.
Viel Vertrauen verspielt
Die Anleger reagieren geschockt auf die Meldung, die Aktie crasht um zwölf Prozent auf 5,50 Euro. Vor 15 Monaten stand der Titel noch bei 24,80 Euro. Vapiano wird aller Voraussicht nach dieses und kommendes Jahr Verlust machen. Das Eigenkapital beläuft sich aktuell auf 100 Millionen Euro. Bei einem erwarteten Jahresverlust von 40 Millionen Euro wäre das Eigenkapital folglich in knapp zweieinhalb Jahren aufgebraucht, sofern es keine neuen Maßnahmen wie eine Kapitalerhöhung geben würde. So ist ein dringend erforderlicher Schritt, dass Vapiano seine großen Expansionspläne auf Eis legt.
Die Frage ist aber: Reicht das der Börse? Immerhin ist Vapiano als Wachstumsstory an den Aktienmarkt gegangen. Außerdem: Ob es dem neuen Management gelingt, die bestehenden Filialen auf nachhaltigen Profit zu trimmen, ist fraglich. Dafür müsste es Vapiano schaffen, dass die Gäste mehr ausgeben. Im dritten Quartal ließ der Kunde im Schnitt 11,80 Euro bei Vapiano. Das waren zwar 2,6 Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum, doch für ein Restaurant, das kein Schnellrestaurant ist, ist dies einfach zu wenig. Zudem: Der Umsatz auf vergleichbarer Fläche ging im dritten Quartal um 1,9 Prozent zurück.
Grafik: Die Konkurrenten arbeiten nachhaltig profitabel
Zurecht abgestraft
DER AKTIONÄR steht Vapiano seit dem IPO kritisch gegenüber. Die Bewertung war stets hoch, der Wettbewerb in der Systemgastronomie ist brutal. Das Unternehmen hat in wenigen Monaten viel Vertrauen verspielt. Dies zurückzugewinnen, wird sehr schwierig. Kein Kauf.