Die Dividendensaison in Deutschland wird allmählich Fahrt aufnehmen. Bei der Suche nach den höchsten Renditen, welche Anleger 2020 bei den 30 DAX-Titeln abstauben können, fällt der Blick dieses Jahr aber nicht auf die „üblichen Verdächtigen“ aus der Automobil- oder Versicherungsbranche, sondern auf Covestro.
Denn der Chemiekonzern dürfte in diesem Jahr Analystenprognosen zufolge erneut 2,40 Euro je Aktie an seine Anteilseigner ausschütten. Daraus errechnet sich eine satte Dividendenrendite von 6,0 Prozent. Diese Kennzahl dürfte für viele Anleger sehr verlockend sein, doch sollte man deshalb jetzt bei Covestro zugreifen?
Die Gewinne sinken weiter
Der Blick auf die erwartete Ertragsentwicklung trübt die zuvor womöglich noch aufgekommene Euphorie: Nachdem der DAX-Konzern 2018 noch vor allem dank hoher Preise für chemische Zwischenprodukte wie etwa TDI einen Nettogewinn von 9,46 Euro je Aktie eingefahren hatte, dürften es 2019 nur noch 3,01 Euro gewesen sein. Für das laufende Jahr rechnen die Experten mit einem weiteren Rückgang auf dann nur noch 2,56 Euro.
Daraus errechnet sich ein 2020er-KGV von 16. Für einen zyklischen Konzern mit aktuell eher wenig Wachstumsfantasie ist das alles andere als eine günstige Bewertung.
Selbst der Chef ist skeptisch
Der Covestro-Chef Markus Steilemann zeigte sich im Interview mit der Süddeutschen Zeitung jüngst selbst alles andere als optimistisch für die kommenden Monate: „Mir fehlt kurzfristig die Wachstumsfantasie für unsere Abnehmerbranchen. Zusätzlich leiden wir bei einigen Produkten unter Überkapazitäten, wodurch die Preise unter Druck geraten.“
Neben den konjunkturellen Risiken und Überkapazitäten beispielsweise im TDI-Geschäft könnte auch der Umbau der Produktionsstätten Covestros Konzernergebnis in den kommenden Jahren belasten. Das Marktumfeld für das Unternehmen könnte also auch über 2020 hinaus rau bleiben.
Auch der Chart ist trüb
Dementsprechend trüb sieht derzeit auch das Chartbild aus. Der DAX-Titel befindet sich in einem Abwärtstrend. Wird die Unterstützung im Bereich von 40 Euro bald auch noch unterschritten, droht ein Test des 52-Wochen-Tiefs bei 37,30 Euro.
Eine schwache Ertragsentwicklung, trübe Aussichten und ein maues Chartbild sprechen derzeit klar gegen einen Einstieg. Da hilft auch die wirklich sehr hohe Dividendenrendite von 6,0 Prozent wenig...