Die deutschen Chemieriesen BASF, Covestro und Evonik leiden immer noch darunter, dass die Konjunktur weltweit einfach nicht richtig in Schwung kommt. Dies liegt natürlich vor allem auch an der anhaltenden Schwäche Chinas, der Lokomotive der Weltwirtschaft in den Jahren vor Corona. Doch aus dem Reich der Mitte gibt es nun einen Hoffnungsschimmer.
Im August haben sich sowohl der Einzelhandelsumsatz als auch die Industrieproduktion dank der jüngsten Maßnahmen der Notenbank und Regierung sowie des Reisebooms im Sommer deutlich stärker belebt als von Experten erwartet. Weiter deutlich gesunken sind dagegen die Investitionen im zuletzt mit Problemen kämpfenden Immobiliensektor.
Im Einzelhandel legte der Umsatz im August nach den am Freitag vom staatlichen Statistikamt veröffentlichten Daten im Vergleich zum Vorjahr um 4,6 Prozent zu, nachdem er im Juli lediglich um 2,5 Prozent angezogen hatte. Von Bloomberg befragte Experten hatten im Schnitt lediglich mit einem Anstieg von drei Prozent gerechnet.
Die Industrieproduktion kletterte im August um 4,5 Prozent, nach einem Plus von 3,7 Prozent im Vormonat. Hier hatte die durchschnittliche Schätzung der Experten bei knapp vier Prozent gelegen.
Schwächer als erwartet waren allerdings die Investitionen in Sachanlagen außerhalb des Agrarsektors. Diese fielen zwar in den acht Monaten bis Ende August 3,2 Prozent höher als im Vorjahr aus. Bis Ende Juli hatte der Anstieg allerdings noch bei 3,4 Prozent gelegen. Volkswirte hatten zudem mit einem etwas höheren Plus gerechnet.
Bei den Immobilieninvestitionen beschleunigte sich der Rückgang. Diese gingen in den acht Monaten bis Ende August um 8,8 Prozent zurück, nachdem das Minus bis Ende Juli noch bei 8,5 Prozent gelegen hatte. Experten hatten allerdings im Schnitt mit einem noch etwas schwächeren Wert gerechnet.
Die chinesische Regierung und Notenbank hatten in den vergangenen Wochen einiges getan, um die Wirtschaft zu beleben. Diese kommt nach den vielen durch die Corona-Pandemie ausgelösten Probleme nicht so richtig in Tritt.
So hatten zum Beispiel die Währungshüter Mitte August nach enttäuschenden Einzelhandelsumsatz- und Produktionsdaten die Zinsen weiter gesenkt, um die Nachfrage allgemein anzukurbeln. Von Regierungsseite gab es zudem einige Maßnahmen, um die Probleme im Immobiliensektor zu beheben.
"Vielleicht liegt der Höhepunkt des Pessimismus hinter uns", sagte Ding Shuang, Experte bei der in Asien stark vertretenen britischen Großbank Standard Chartered. "Die Daten vom August zeigen, dass die Wirtschaft wahrscheinlich nicht unter einem anhaltenden, tieferen Abschwung leiden wird, auch wenn immer noch eine gewisse Volatilität zu erwarten ist - vor allem, wenn wir den politischen Faktor in Betracht ziehen."
Eine nachhaltige Wiederbelebung der chinesischen Volkswirtschaft wäre für BASF, Evonik und Covestro natürlich enorm wichtig. Aktuell bleibt das Marktumfeld aber eher trüb. Doch zeigt der Übernahmepreis für Covestro, der weit über dem Kurs vor dem Aufkommen der ersten Meldungen lag, wie günstig die Bewertung der Chemiekonzerne auf lange Sicht betrachtet ist. Wer die Anteile von Evonik und BASF im Depot hat, kann daher weiterhin an Bord bleiben. Stoppkurse bei 36,00 Euro (BASF) beziehungsweise 15,00 Euro (Evonik) sichern nach unten ab. Mehr zu Covestro lesen Sie in der aktuellen Print-Ausgabe 38/2023.
Mit Material von dpa-AFX
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