Der DAX-Konzern Covestro hat heute seine Zahlen für das dritte Quartal vorgelegt und seinen Ausblick für das Gesamtjahr etwas konkretisiert. Weitaus spannender als die Frage, wie sich der Chemieriese in einem äußerst schwierigen Marktumfeld geschlagen hat, war aber natürlich, wie die Verhandlungen mit der Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) laufen.
Der Ölriese aus den Vereinigten Arabischen Emiraten würde das Leverkusener Unternehmen gerne übernehmen. Nachdem im Sommer ein erstes Übernahmeangebot vom Covestro-Vorstand noch als zu niedrig abgelehnt wurde, legte Adnoc nach. Nun soll der Konzern bereit sein, pro Covestro-Aktie rund 60 Euro oder insgesamt rund 11,6 Milliarden Euro auf den Tisch zu legen. Doch diesbezüglich erklärte Vorstandsvorsitzender Markus Steilemann bisher lediglich, dass die Gespräche weiterhin „ergebnisoffen“ geführt würden.
Indes machten seine Worte sowie die des neuen Finanzvorstands Christian Baier im Hinblick auf die weitere Geschäftsentwicklung eher wenig Mut: "Der Ausblick für unsere Kernindustrien hat sich mit Ausnahme der Automobilindustrie für das Gesamtjahr weiter verschlechtert." Covestro spürt bereits seit längerer Zeit die Schwäche der Bauwirtschaft, aber auch die Zurückhaltung vieler Verbraucher beim Kauf von Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräten und Möbeln. Dies führt zu einer sinkenden Nachfrage nach den Hart- und Weichschaumvorprodukten des DAX-Konzerns, die beispielsweise zu Dämmmaterialien oder auch Polstern verarbeitet werden.
Und auch im Hinblick auf das nächste Jahr kommt keinerlei Euphorie auf. So erklärte Steilemann: "Wir setzen jetzt eher auf eine Belebung ab dem zweiten Halbjahr 2024." So befürchtet er, dass die Bauindustrie auch nächstes Jahr keine Wachstumsimpulse liefern werde und die wirtschaftliche Gesamtsituation insgesamt eher gedämpft bleiben dürfte.
Nachdem Covestro bereits am Donnerstagabend das vorzeitige Ende eines Aktienrückkaufprogramms bekannt gegeben hatte (was absolut sinnvoll ist), blicken die Marktteilnehmer nun auf die Dividende. Steilemann ließ noch offen, ob es für das laufende Jahr eine Zahlung geben werde. Dafür sei es noch zu früh. Grundsätzlich will das Unternehmen immer 35 bis 55 Prozent des Nettogewinns ausschütten. Im Falle von roten Zahlen dürfte die Zahlung entfallen, was aber auch nicht sicher ist.
Es bleibt dabei: Die heutigen Zahlen und der vorsichtige Ausblick dürften angesichts der gerade für Chemiefirmen schwierigen Marktumfeldes kaum überraschen. Insgesamt schlägt sich der sehr zyklische DAX-Konzern sogar noch wirklich gut. DER AKTIONÄR betrachtet das Chance-Risiko-Verhältnis dafür, dass es zu einem für alle Seiten zufriedenstellenden Deal kommt, für gut. Dementsprechend bleibt die Aktie attraktiv. Der Stoppkurs sollte bei 40,00 Euro belassen werden.