Meldungen, wonach ein staatlich subventionierter Industriestrompreis eingeführt werden könnte, hatten den Aktien von sehr energieintensiven Chemieproduzenten wie BASF oder Covestro Auftrieb verleihen können. Doch die Hoffnungen auf geringere Energiekosten dürften sich vermutlich zerschlagen. So sehen Berater der Bundesregierung den Vorschlag eher kritisch.
"Bei knappen Finanzen und angesichts des notwendigen Kraftakts bei der Ausweitung der erneuerbaren Energien spricht viel für die Investition in zusätzliche Kapazitäten statt in die Verwaltung des Mangels", erklärte der wissenschaftliche Beirat des Finanzministeriums in einer am Donnerstag veröffentlichten Stellungnahme, über die zuerst das "Handelsblatt" berichtete. In dem vom Ministerium unabhängigen Gremium sitzen bekannte Ökonomen wie Ifo-Chef Clemens Fuest.
Wirtschaftsminister Robert Habeck hatte einen verbilligten Strompreis für die Industrie vorgeschlagen. Energieintensive Unternehmen im internationalen Wettbewerb sollten bis zum Jahr 2030 für einen großen Teil ihres Stromverbrauchs nur sechs Cent je Kilowattstunde zahlen. Die staatlichen Hilfen hätten ein Volumen von bis zu 30 Milliarden Euro.
Der Beirat sieht darin die Gefahr, dass "notwendige strukturelle Anpassungsprozesse unterbleiben" und Angebote, die international nicht wettbewerbsfähig seien, mit öffentlichen Mitteln aufrechterhalten würden. Stattdessen regt er an, über eine vollständige Abschaffung der Stromsteuer nachzudenken.
Habeck betonte, das löse nicht das Problem der Industrie, deren energieintensivsten Prozesse ohnehin von der Stromsteuer befreit seien. "Daher braucht es hier zusätzliche Maßnahmen." Die Andeutung des Beirats, Unternehmen würden bei einem Industriestrompreis auf notwendige Anpassungen verzichten, bezeichnete er als "Schönsprech". Übersetzt solle das wohl bedeuten, "dass wir den Verlust der Grundstoffindustrie und der energieintensiven Industrie in Deutschland riskieren. Das finde ich falsch", betonte der Grünen-Politiker.
Es bleibt dabei: Ein Investment in Chemieaktien ist derzeit eine Spekulation auf eine nachhaltige Wiederbelebung der Weltwirtschaft. Wer mit Covestro darauf setzen will, sollte den Stoppkurs bei 36,00 Euro platzieren, wer dies mit der Dividendenperle BASF machen will, sollte die Position mit einem Stopp bei 37,00 Euro nach unten absichern.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: BASF.
Mit Material von dpa-AFX