Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will am Mittwochnachmittag mit seinen Kollegen aus den Ländern über eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) zu Zweitimpfungen beraten. Die Stiko hatte vergangene Woche empfohlen, dass Menschen unter 60 Jahren, die bereits eine erste Corona-Impfung mit dem Präparat von Astrazeneca erhalten haben, bei der zweiten Impfung auf einen anderen Impfstoff umsteigen sollen.
Grund sind eine Reihe von Verdachtsfällen auf eine Hirnvenen-Thrombose. Experten vermuten, dass das sehr geringe Risiko jüngere Menschen betrifft. Bund und Länder hatten deshalb vor einer Woche beschlossen, das Astrazeneca-Mittel in der Regel nur noch Menschen über 60 verabreichen zu lassen. Allerdings haben laut Spahn bereits 2,2 Millionen Bürger unter 60 eine erste Impfung mit Astrazeneca erhalten. Die Stiko empfiehlt, dass sie nun nach zwölf Wochen eine Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff (BioNTech/Pfizer oder Moderna) bekommen.
Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hat ihre Bewertung von möglichen schweren Nebenwirkungen des Astrazeneca-Impfstoffs noch nicht abgeschlossen. Ein Ergebnis werde für Mittwoch oder Donnerstag erwartet, sagte eine Sprecherin am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Amsterdam.
Der Chef der EMA-Impfabteilung, Marco Cavaleri, erklärte in einem am Dienstag veröffentlichten Interview der italienischen Zeitung „Il Messaggero": „Meiner Meinung nach können wir inzwischen sagen, dass es einen Zusammenhang mit dem Impfstoff gibt. Was diese Reaktion auslöst, wissen wir aber noch nicht." Das Nutzen-Risiko-Verhältnis spreche dennoch weiter für den Impfstoff.
Die Aktie von Astrazeneca zeigt sich weiter unbeeindruckt von den derzeitigen Entwicklungen beim Impfstoff. Das Papier ging am heutigen Dienstag mit einem leichten Plus aus dem Handel in London. Man muss allerdings dabei ganz klar berücksichtigen, dass der Impfstoff nur einen Bruchteil zum eigentlichen Geschäft von Astrazeneca beiträgt. Nach der Korrektur in den vergangenen Monaten ist das Papier mittlerweile auf einem attraktiven Niveau angelangt. Anleger bleiben weiter mit einem Stopp be75 Euro an Bord.
(Mit Material von dpa-AFX)