Wir bekämpfen als Nationalsozialisten die Spekulation“, grollte Adolf Hitler 1941 in einer Rede vor dem Reichstag. Freie Märkte oder Börsen sind dem Diktator suspekt. Es erfüllt ihn mit Grauen, als er 70 Jahre später auf einer Wiese mitten in Berlin neu zum Leben erwacht. In der von amerikanischer Ess- und Sprachkultur geprägten Hauptstadt wimmelt es von gleichgeschlechtlichen Paaren, Banden mit südländischem Aussehen – und Aktionären.
Hitler kehrt zurück. Eine Vorstellung, die angesichts ihrer Absurdität bereits im Roman „Er ist wieder da“ von Timur Vermes für Lacher sorgte. Nun wagt Constantin in Filmform den Angriff auf die Lachmuskeln der Nation. Die Satire startet am 8. Oktober in den deutschen Lichttheatern. Doch darf man im politisch hochkorrekten Deutschland des Jahres 2015 über Adolf Hitler lachen? Die Menschen sind der Meinung: ja! Die Vorzeichen sind vielversprechend. Auf der Facebook-Seite von Constantin erhalten normale Postings zwischen 30 und 50 Likes. Als der Filmproduzent jetzt einen Trailer vorstellte, in welchem Adolf Hitler das „Internetz“ für sich entdeckt und gleich einmal nach „Weltherrschaft“ googelt, war das Feedback der Internet-Gemeinde ungleich höher: Nach drei Tagen haben 1.400 Menschen den Facebook-Daumen gehoben und den Film gelikt.
"Außergewöhnlich gut"
Auf Nachfrage bestätigt Constantin- Medien-CEO Bernhard Burgener gegenüber den AKTIONÄR: „Die ersten Reaktionen auf die Teaser waren außergewöhnlich gut – auf den verschiedenen Plattformen wurden die beiden Teaser innerhalb der ersten Stunden von mehr als 250.000 potenziellen Kinobesuchern gesehen.“ Analysten wie die von Oddo Seydler planen derzeit mit 1,5 Millionen Kinobesuchern der schrägen Hitler-Parodie. Das dürfte zu konservativ angesetzt sein und Raum für positive Überraschungen lassen. Die Filmexperten InsideKino glauben etwa an zwei Millionen Zuschauer – der aktionär hält noch mehr für möglich. Zumal Hitler genau zum richtigen Zeitpunkt auf die Kinowelt losgelassen wird: Da 2015 keine Fußballgroßevents von einem Kinoabend abhalten und die Film-Highlights gut verteilt in die Kinos drängen, besteht die Chance auf das beste Kinojahr des Jahrzehnts. Und Constantin Medien hat weitere Blockbuster in der Pipeline. „Fack ju Göhte“ begeisterte 2013 sieben Millionen Zuschauer – und im September 2015 legt Constantin nun mit dem zweiten Teil nach, welcher ähnlich erfolgreich wie der erste werden dürfte.
Constantin Medien erhält von selbst produzierten Filmen bis zu 50 Prozent der Kinoerlöse. Davon bezahlt der Produzent das Drehbuch, die Produktion und das Marketing. Im Schnitt rechnen sich Kinofilme ab rund einer Million Zuschauer, wobei allerdings auch die Zweitverwertung der Filme per DVD, Online-Videotheken oder an Pay-TVSender funktionieren muss. Bei Produktionskosten von rund zwei bis drei Millionen Euro bei nationalen Filmen zählt ein Film als ein wirtschaftlicher Hit, wenn er bereits an der Kinokasse seine Kosten einspielt. Und mit Filmen wie „Fack ju Göhte 2“ scheint genau dies im Herbst anzustehen. „Jenseits der 3-Millionen-Grenze sind Filme sogar bereits ab der Kinoveröffentlichung hochprofitabel“, so Analyst Marcus Silbe von Oddo Seydler.
Mächtiger Großaktionär
So wurden etwa die Rechte für die UEFA Europa League erworben. Gut möglich, dass Sport 1 bald zum ganz großen Sprung ansetzt. Dieter Hahn, Ziehsohn von Leo Kirch, ist Großaktionär von Constantin Medien. Er hat seine Aktienposition jüngst auf knapp neun Prozent ausgebaut. Auch am Constantin-Großaktionär KF 15 (18 Prozent) hält er nennenswerte Anteile. Hahn wollte bereits 2007 Zugriff auf die Bundesliga-Rechte bekommen. Der Aufsichtsratschef von Constantin Medien signalisierte 2014 gegenüber dem Handelsblatt erneut Interesse an „Live-Bundesliga und zeitnaher Bundesliga-Wochenendberichterstattung“. Neu entschieden über die Vergabe der Rechte wird ab 2016. Es ist denkbar, dass Sport 1 zumindest einen Teil der lukrativen Rechte erhält und damit auf ein neues Niveau wächst. Das Sportsegment, aber auch der Filmbereich steht vor einer dynamischen Entwicklung. Dies wird sich Analysten zufolge direkt auf den operativen Gewinn auswirken. Das EBIT wird 2015 bei 24 Millionen Euro, 2016 schon bei 30 Millionen Euro liegen und 2017 dann auf 34 Millionen Euro anwachsen. Das 2016er-KGV sinkt damit auf sehr günstige 10 – womit die Aktie noch einiges an Nachholbedarf hat. Auch das Kurs-Umsatz-Verhältnis von 0,3 zeigt, dass Constantin Medien alles andere als zu hoch bewertet ist.
Das sieht CEO Bernhard Burgener ähnlich. „Die Kursperformance der vergangenen Monate ist erfreulich, aber sicher nicht das Ende unserer Vorstellungen.“ Auch Analyst Silbe ist „sehr positiv eingestellt“ und berechnet ein Kursziel von 2,50 Euro. DER AKTIONÄR sieht auf 12-Monats-Sicht bei erfolgreichem Verlauf der Kinosaison die Chance auf noch höhere Kurse.
Charttechnisch steht nach einer Konsolidierungsphase der Ausbruch nach oben noch aus. Für nötige Impulse dürften spätestens die Filmstarts im Herbst sorgen. Negative Überraschungen stehen indes nicht an: „Unser Geschäft verläuft plangemäß“, so Burgener gegenüber dem AKTIONÄR.
Die Constantin-Aktie steht vor der Wiederbelebung. Auf lange Sicht gefällt die Ausweitung des Fußball- Angebots. Kurzfristig sorgen Filme wie „Er ist wieder da“ für Impulse. Doch ist es ethisch vertretbar, damit Geld zu verdienen? Zumindest dürfte sich niemand mehr über „böse Spekulanten“ ärgern, welche auf Millionen über Hitler lachende Menschen wetten – als er selbst.
Autor: Friedman, George
ISBN: 9783864703126
Seiten: ca. 400
Erscheinungsdatum: 27.08.2015
Verlag: Plassen Verlag
Art: gebunden
Verfügbarkeit: Neuerscheinung-Lieferung nach Erscheinen
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