Die Commerzbank hat in den vergangenen Jahren beim Kreditwachstum ordentlich zugelegt, doch die potenziellen Ausfälle steigen durch Corona. Dazu wurde schon die Risikovorsorge im ersten Quartal erhöht. Doch nun will die Bank nachrangige Anleihen in Milliardenhöhe emittieren, um ihre Kapitalbasis zu stärken.
Das gab die Commerzbank gestern in einer Meldung bekannt. Insgesamt sollen nachrangige Schulverschreibungen (AT1-Anleihen) für insgesamt drei Milliarden Euro ausgegeben werden, um so das Kernkapital zu stärken. Die harte Kernkapitalquote betrug im ersten Quartal 13,2 Prozent und soll mittelfristig nicht unter 12,5 Prozent sinken. Die von der Hauptversammlung 2019 bewilligte Aufnahme von zusätzlichem Kernkapital soll genutzt werden, um die Kapitalstruktur zu optimieren. Finanzvorständin Bettina Orlopp verwies in diesem Zusammenhang auf die jüngste regulatorische Änderung, die den Banken eine stärkere Einbeziehung des zusätzlichen Kernkapitals bei der Erfüllung der Kapitalanforderungen erlaubt. Dies sei auch angesichts zusätzlicher Geschäftschancen in der Coronakrise sinnvoll.
Im Rahmen der Bankenregulierung Basel III besteht das Kernkapital neben dem erwähnten harten Bestandteil auch aus zusätzlichem Kernkapital in Form von nachrangigen Anleihen. Im Notfall können diese in Eigenkapital umgewandelt werden und so die Bank stärken. Die Commerzbank hatte wie andere Banken angesichts der hohen Kreditnachfrage von Unternehmen in der Coronakrise mehr Darlehen ausgegeben, zudem stiegen die Rückstellungen für drohende Kreditausfälle. Beides ließ das Kapitalpolster zuletzt abschmelzen. Zudem scheiterte der Verkauf der polnischen Tochter mBank, der Kapital für den milliardenschweren Konzernumbau hätte freischaufeln sollten.
Die Bekanntgabe der Anleiheemissionen hat keinen negativen Einfluss auf den Aktienkurs. Bereits vorbörslich legt das Papier weiter zu. Anders als bei einer klassischen Kapitalerhöhung gibt es keine Verwässerung, da sich die Anzahl der ausgegebenen Anteilsscheine gar nicht ändert. Vielmehr wird das Kapital über die Ausgabe von Anleihen am Fremdkapitalmarkt beschafft.
Die Aktie konnte heute bereits früh den Widerstand bei 3,65 Euro nehmen und gibt weiter Gas. DER AKTIONÄR rät zum Kauf und hat ein Ziel von 4,50 Euro ausgegeben. Ein Stopp wird bei 2,60 Euro platziert.
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