Die Sanierung der Commerzbank ist zwar noch nicht abgeschlossen, aber das Finanzinstitut hat sich bereits vor mehreren Quartalen eindrucksvoll zurückgemeldet. Vorläufiger Höhepunkt war die Zahlung der ersten Dividende seit Jahren für das vergangene Geschäftsjahr. Auch einen ersten Aktienrückkauf gibt es, scheinbar peilt das Management hier aber mehr an.
Die Commerzbank will offenbar bei den Ausschüttungen an Aktionäre weiter Gas geben. Mit der Dividende in Höhe von 0,20 Euro je Aktie beschloss die Hauptversammlung Ende Mai auch ein Aktienrückkauf-Programm im Volumen von 122 Millionen Euro. Dieses läuft bereits seit 7. Juni und soll bis spätestens 31. Juli abgeschlossen sein.
Darum geht es
Aktienrückkäufe machen aus Sicht von Unternehmen besonders dann Sinn, wenn die Aktie an der Börse unterbewertet ist. Häufig lässt sich schwer eine Grenze ziehen, gerade in den USA sind Aktienrückkäufe längst Teil einer attraktiven Ausschüttungspolitik. Dabei sind Aktien von Unternehmen, die zurückgekauft werden, oft nicht unterbewertet.
Klar unterbewertet
Die Commerzbank wird an der Börse hingegen mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis für 2023 von lediglich 0,4 gehandelt. Die Peergroup kommt im Schnitt in der Eurozone auf 0,7. Diese Unterbewertung ist also deutlich. Daher macht auch aus theoretischer Sicht ein Rückkauf Sinn für das Management. Optisch steigt dadurch auch der Gewinn je Aktie, da er sich auf weniger Anteilscheine verteilt. Zudem hat die Commerzbank wie andere Geldhäuser durch verschiedene Kapitalerhöhungen seit der Finanzkrise die Beteiligung der bestehenden Aktionäre verwässert.
Erste Ausschüttungen seit 2018
Nun denkt der Vorstand offenbar darüber nach, mit den Zahlen zum zweiten Quartal im August ein weiteres Programm zum Aktienrückkauf in diesem Jahr bekannt zu geben. Das sagte Finanzvorständin Bettina Orlopp in einem Interview mit der Financial Times. Im vergangenen Jahr fuhr man 1,4 Milliarden Euro Jahresüberschuss ein, zahlte aber nur für 250 Millionen Euro eine Dividende und will bisher für 122 Millionen Euro eigene Aktien zurückkaufen. Das entspricht einem Prozent der Marktkapitalisierung.
Größer als der erste Rückkauf?
Orlopp sagte in dem Interview, dass ein zusätzlicher Rückkauf eigener Aktien „absolut sinnvoll“ sei. Denn die Commerzbank-Aktie sei mit weniger als der Hälfte ihres Buchwertes stark unterbewertet. Zum genauen Umfang eines zweiten Rückkaufprogramms wollte sie sich nicht äußern. Sie sagte aber, dass es „deutlich größer“ sein werde als das aktuelle. Sie deutete an, dass er mehr als 200 Millionen Euro betragen könnte, aber unter der von den Aktionären festgelegten Obergrenze von etwa einer Milliarde Euro liegen müsste.
Für Aktionäre sind es sehr gute Neuigkeiten, wenn die Commerzbank endlich die Ausschüttungen erhöht. Die Zahlen des vergangenen Jahres und die harte Kernkapital von mehr als 14 Prozent erlauben das in jedem Fall. Der größte Unsicherheitsfaktor für die Ergebnisse des ersten Halbjahres, die die Bank am 4. August vorlegen wird, sind laut Orlopp indes das polnisches Hypothekenportfolio.
Die Aktie ist eine laufende Empfehlung, mutige Anleger können nach dem Ausbruch, der sich andeutet, neu einsteigen. Der Stopp sollte bei 7,20 Euro gesetzt werden.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank
Aktien der Commerzbank befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG