Heute Abend wird der Arbeitskreis Aktienindizes der Deutschen Börse verkünden, wer aus dem DAX absteigt und wer aufrückt. Kaum jemand zweifelt daran, dass Wirecard die Commerzbank aus dem Leitindex drängen wird. Aktiv wie passiv gemanagte Fonds müssen entsprechend umschichten. Doch heute sehen die Vorzeichen anders aus: Die CoBank-Aktie legt kräftig zu, Wirecard verliert.
Überraschung beim Streubesitz?
Börsenbären und Leerverkäufer reiben sich verwundert die Augen: Der DAX-Absteiger Commerzbank legt am Mittwoch zeitweise um rund fünf Prozent auf 8,59 Euro zu. Der DAX verliert gleichzeitig etwa ein Prozent. Fundamental gibt es nichts Neues. Auch Analysten sind nicht zur CoBank übergeschwenkt. Lediglich Spekulationen unter Tradern, dass die Commerzbank vielleicht doch nicht absteigt, machten unter Marktteilnehmern die Runde. Der Bank könnte es im letzten Moment gelungen sein, ihren Streubesitzanteil maßgeblich zu vergrößern, orakelt etwa das Handelsblatt. Dann müsste Beiersdorf den DAX verlassen.
Die negativen Kurseffekte wegen Portfolio-Umschichtungen halten sich ohnehin in Grenzen. Denn während der Absteiger aus den DAX-Produkten verkauft wird, müssen ihn andere für ihre MDAX-Produkte kaufen. Denn der Ausscheidende wird höchstwahrscheinlich in den MDAX weitergereicht.
Abwärtstrend noch intakt
Tatsächlich zeigt ein Blick auf den Jahres-Chart der Commerzbank die wahrscheinlichste Begründung für den aktuellen Kurssprung: Die technische Unterstützung bei knapp 8 Euro konnte einmal mehr verteidigt werden. Und bei 8,65 Euro verläuft die seit Januar intakte Abwärtstrendlinie. Wird sie überwunden, könnten Anschlusskäufe die CBK-Aktie auch schnell bis 9,30 Euro - dem Zwischenhoch von Anfang August - treiben. Damit wäre auch die 200-Tage-Linie überwunden, eine Trend-Umkehr-Formation könnte sich bilden.
Der Konjunktiv in den Formulierungen zeigt, dass weiterhin Unsicherheit besteht. Anleger, die auf einen Turnaround der totgesagten Commerzbank mit entsprechend guten Geschäftszahlen spekulieren wollen, sollten noch warten. Die Commerzbank befindet sich weiterhin mitten in einer großen Umstrukturierung. Der AKTIONÄR rät, bis auf Weiteres dem Treiben von der Seitenlinie aus zuzuschauen.