Die deutschen Banken kämpfen schon seit Jahren dafür, dass ihre Kunden auch ohne die großen US-Dienste (Mastercard, Visa oder Paypal) digitale Zahlungen vornehmen können. Die Commerzbank wollte sich bisher am Aufbau eines europäischen Zahlungssystems (EPI) aber nicht beteiligen. Nun scheint jedoch ein Sinneswandel einzusetzen.
Nach einer Kursänderung bei EPI erwägt Deutschlands zweitgrößte Privatbank nämlich jetzt, bei einer abgespeckten Version des Projekts doch mitzumachen, wie das Handelsblatt am Donnerstag berichtete. Anfang des Jahres hatte sich das Frankfurter Finanzinstitut noch als Skeptiker präsentiert und eine Teilnahme ausgeschlossen.
EPI plant aktuell, eine sogenannte Wallet zu entwickeln. Nutzer kämen darüber dann in den Genuss verschiedener Bezahlangebote wie Handy-zu-Handy-Zahlungen, Bezahlen beim Onlineshopping sowie an der Ladenkasse.
„Die Wallet-Lösung, die jetzt mit EPI 2.0 angedacht ist, also Zahlungsverkehrslösungen im E-Commerce-Bereich anzubieten als ersten Schritt, klingt interessant“, sagte Commerzbank-IT-Vorstand Jörg Oliveri del Castillo-Schulz jüngst im Rahmen einer Handelsblatt-Tagung. Dieser Ansatz sei „auch von uns unterstützt worden“. Gleichzeitig warte man auf ein konkretes Angebot seitens der Gesellschaft, so der Manager abschließend.
Die Commerzbank-Aktie notiert am Mittwoch im frühen Handel mit einem Aufschlag von mehr als zwei Prozent bei 7,87 Euro und damit hauchdünn unter dem GD50 bei 7,88 Euro. Gelingt der Ausbruch (idealerweise auf Schlusskurs-Basis), rücken auf dem Weg nach oben als nächste Hürden die psychologisch wichtige 8-Euro-Marke und das November-Hoch bei 8,25 Euro ins Blickfeld. Nach unten, im Falle aufkommenden Verkaufsdrucks, bildet der GD200 dann eine sehr solide Unterstützung bei 7,19 Euro.
Ein eigenes europäisches Zahlungssystem aufzubauen wäre für die Banken hierzulande ein wichtiger Schritt nach vorn und in Richtung mehr Unabhängigkeit. Dass sich die Commerzbank als zweitgrößte deutsche Privatbank nun doch daran beteiligen will, dürfte dem Projekt guttun.
Übergeordnet hat die Commerzbank-Aktie mit Blick auf die steigenden Zinsen und die fortschreitende Sanierung das Potenzial, 2023 zu den Gewinnern zu avancieren. Grundvoraussetzung: Es darf keine stärkere Rezession einsetzen. Ein weiteres Pro-Argument für den MDAX-Wert ist die frische Dividenden-Fantasie (DER AKTIONÄR berichtete).
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.
Aktien der Commerzbank befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG