Die Situation am Markt für Gewerbeimmobilien war zuletzt an der Börse kein Thema mehr. Aber bereinigt ist sie bei weitem nicht. Die Experten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich warnen davor die Gefahren zu unterschätzen. Vor allem deutsche Finanzinstitute könnten demnach vor weiteren Herausforderungen stehen.
Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich gilt als die Zentralbank der Zentralbanken und ist Teil der internationalen Finanzaufsicht. Am Wochenende erschien nun der aktuelle Jahresbericht der Institution. Er weist unter anderem auf die unterschätzten Gefahren im Gewerbeimmobiliensektor hin. Obwohl in Zukunft in den USA und der Eurozone von einer Zinswende ausgegangen wird. Das sollte gerade bei der Finanzierung eigentlich für Entspannung sorgen.
Nach Daten der europäischen Bankenaufsichtsbehörde EBA sind deutsche Geldhäuser jedoch besonders gefährdet in der aktuellen Situation. Denn im ersten Quartal war der Anteil der faulen Kredite für Gewerbeimmobilien und insbesondere Büros gegenüber dem Vorjahresquartal vergleichsweise stark gestiegen. Laut Untersuchungen des Finanzdienstleisters MSCI sind die Kapitalwerte deutscher Büroimmobilien vergangenes Jahr um 10,8 Prozent eingebrochen. Das ist ein größeres Minus als zu Zeiten der Finanzkrise 2008 mit 3,5 Prozent.
Auch die Commerzbank ist im Gewerbeimmobilienmarkt engagiert. Die Frankfurter haben kein Engagement in den USA, wo das Epizentrum der letzten Turbulenzen im Frühjahr lag. Das Portfolio im Gewerbeimmobilienbereich in Höhe von 9,2 Milliarden Euro liegt zu 99 Prozent in Deutschland. Davon waren im ersten Quartal 300 Millionen Euro oder vier Prozent ausfallgefährdet.
Damit ist auch die Commerzbank gefährdet, sollte der Markt für Gewerbeimmobilien in Deutschland noch weiter einbrechen. Allerdings ist eine Stabilisierung derzeit auch durch weitere Zinssenkungen der Notenbank wahrscheinlich. Im Vergleich zu den 618 Millionen Euro, die die Commerzbank 2023 insgesamt für mögliche Kreditverluste zurückstellte, rechnet die Analystengemeinde für das laufende Jahr mit einem Anstieg auf 731 Millionen Euro.
Der Commerzbank ist gestern der Ausbruch aus der Seitwärtsbewegung geglückt. Dabei hat die Aktie auch die 50-Tage-Linie bei 14,59 Euro überwunden. Kommende Woche nach dem zweiten Wahlgang in Frankreich dürfte sich aber wohl erst zeigen, ob der Ausbruch nachhaltig ist. Dabeibleiben.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.
Der Vorstand der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Leon Müller, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank