Der Rahmen für den Abbau Tausender Stellen bei der Commerzbank steht. Management und Arbeitnehmervertreter haben sich auf die Eckpunkte für Interessenausgleich und Sozialplan im Inland geeinigt, wie der Frankfurter MDAX-Konzern und die Gewerkschaft Verdi am Freitag mitteilten. Kleiner Haken: Die Kosten für den Umbau fallen nun etwas höher aus als gedacht.
Die Bank teilte mit, sie wolle den Stellenabbau "vor allem über Altersregelungen, wie Altersteilzeit oder Vorruhestand, umsetzen". Nach Verdi-Angaben können Beschäftigte bis zum Geburtsjahrgang 1968 acht Jahre lang in Altersteilzeit oder für sieben Jahre in den Vorruhestand gehen. Wer bereit sei, sich innerhalb des Konzerns zu verändern, solle eine "Sprinterprämie" erhalten. Daneben seien auch Abfindungsangebote möglich.
Weitere Kündigungen möglich
Betriebsbedingte Kündigungen sind jedoch nicht gänzlich vom Tisch: In zwei Jahren kommt das bis dahin Erreichte auf den Prüfstand. Sollte das Management dann feststellen, "dass die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichen", werde mit den Arbeitnehmergremien im ersten Quartal 2023 über erforderliche weitere Schritte gesprochen: "Dazu gehören kollektive Arbeitszeitverkürzung oder betriebsbedingte Kündigungen als letztes Mittel."
In einem nächsten Schritt müssen die Sozialpartner nun aushandeln, wie die Geschäftsbereiche künftig zugeschnitten sein werden. Auch noch nicht ausgemacht ist, welche Standorte dem Sparkurs zum Opfer fallen. Der Vorstand will das Filialnetz in Deutschland von 790 auf 450 Standorte stutzen.
Kosten höher als erwartet
Die Kosten für den bis 2024 angelegten Konzernumbau beziffert das Institut nun auf "etwas mehr als zwei Milliarden Euro". Bislang war der Vorstand von 1,8 Milliarden Euro ausgegangen. Gut 900 Millionen Euro wurde bereits im vergangenen Jahr in der Bilanz berücksichtigt. Für das erste Quartal 2021 hatte die Bank Anfang April die Bildung von weiteren Rückstellungen in Höhe von rund 470 Millionen Euro angekündigt. Die verbleibenden Aufwendungen für den Personalabbau will die Bank im zweiten Quartal dieses Jahres buchen.
Die Commerzbank verliert am Freitag (Xetra-Schlusskurs) rund ein halbes Prozent und notiert bei 5,61 Euro. Dort befindet sich das Papier weiterhin über der charttechnisch wichtigen 5,55-Euro-Marke.
DER AKTIONÄR ist nach wie vor positiv für die Commerzbank gestimmt. Die Umbau-Kosten , die nun höher als gedacht ausfallen, sollten allenfalls ein kurzfristiger Belastungsfaktor sein. Immerhin hat Boss Manfred Knof sein Versprechen wahr gemacht und einen Konsens noch vor der Hauptversammlung (18.Mai) präsentiert. Bereits am 12. Mai veröffentlicht die Großbank ihre Quartalszahlen. Mutige Anleger setzen darauf, dass das Finanzinstitut den Konsens schlägt.
(Mit Material von dpa-AFX)
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Commerzbank.
Hinweis auf Interessenkonflikte gemäß § 85 WpHG: Aktien von Commerzbank befinden sich im Aktionär-Depot von DER AKTIONÄR.