Nach einer ersten positiven Reaktion auf die Quartalszahlen rutschte die Commerzbank-Aktie am Dienstag ab. Mehrere Analysten reduzierten ihre Kursziele. Heute erholt sich die Aktie wieder ein wenig. Was in den kommenden Wochen zu erwarten ist.
Die Commerzbank ist im zweiten Quartal zwar in die Gewinnzone zurückgekehrt und kündigte eine kleine Dividende an. Doch ein genauerer Blick auf das Zahlenwerk offenbart Schwächen. So wurde der Ausblick auf das Firmenkundengeschäft gesenkt. Die Erträge in der Sparte werden geringer ausfallen als 2017. Die Hoffnung auf eine Trendwende verfliegt. Das im Umbau befindliche Firmenkundengeschäft leidet vor allem unter dem harten Wettbewerb um deutsche Unternehmen.
Kostenziele werden nicht erreicht
Außerdem enttäuschten die höheren Kosten. Die Bank rechnet für 2018 nun mit Kosten von 7,1 Milliarden statt bislang mit 7,0 Milliarden Euro. Finanzvorstand Stephan Engels gegründete das mit höheren Investitionen bei der Online-Tochter Comdirect und Pflichtabgaben. Bis 2020 sollen die Kosten wie angepeilt auf 6,5 Milliarden Euro gedrückt werden – vor allem durch den angekündigten Abbau von 9.600 Stellen.
Bei einem Interview auf Bloomberg TV sagte Engels zudem, das Sponsoring des deutschen Nationalteams bei der Fußball-WM habe nicht den Rückenwind gebracht, den sich die Bank erhofft hatte. Die Analysten bei CFRA senkten nun ihr Kursziel für die Commerzbank-Aktie auf 9,50 Euro, JPMorgan setzte das Kursziel von 11,00 auf 10,50 Euro herab.
Verbleib im DAX immer unwahrscheinlicher
Die Aussichten, im August die Bedingungen für einen Verbleib im Deutschen Aktienindex DAX noch zu erreichen, haben sich verschlechtert. Noch bleiben zwar drei Wochen, um die Marktkapitalisierung nach oben zu treiben und etwa Beiersdorf zu überflügeln. Doch die Wahrscheinlichkeit dafür ist gering. Es zählt der Durchschnittskurs der letzten 20 Handelstage.
Die Commerzbank könnte es noch mit einem technischen Trick versuchen, schreiben die Kollegen von der Welt. Sie könnte vorübergehend den für die Berechnung des Börsenwerts relevanten Streubesitz-Anteil erhöhen. Dafür bietet sich vor allem der Anteil der Beteiligungsgesellschaft Cerberus von etwas mehr als fünf Prozent an. Verkauft Cerberus ein paar Aktien und rutscht der Anteil unter die Fünf-Prozent-Schwelle, dann werden deren Aktien automatisch dem Streubesitz zugerechnet. Ein höherer Streubesitz würde die Chancen der CoBank auf einen Verbleib im DAX etwas verbessern.
Letztlich bedarf es aber vor allem eines Ausbruchs aus dem seit Frühjahr intakten Abwärtstrend. Die entscheidende Linie verläuft derzeit bei 9,10 Euro. Doch selbst ein Kurs von 10 Euro wird wohl nicht ausreichen, dass das DAX-Gründungsmitglied im wichtigsten deutschen Index verbleibt. Schon vor der Entscheidung der Börsenkommission Anfang September dürften große Fonds erste Umschichtungen Richtung Wirecard zulasten der Commerzbank vornehmen, was auf absehbare Zeit eher für sinkende Kurse spricht. DER AKTIONÄR bleibt weiterhin auf dem Beobachtungsposten.