Auch wenn es noch keine geldpolitische Straffung in Europa – im Gegensatz zu den USA - gibt, legen die Bankaktien auf dem Kontinent dennoch eine regelrechte Rally aufs Parkett. Den dritten Platz 2022 im Branchenindex hat die Commerzbank-Aktie mit 30 Prozent ergattert. Im laufenden Jahr rückt zudem das Ausschüttungspotenzial in den Mittelpunkt.
Auch in Europa steigt die Teuerung auf immer höhere Niveaus, die USA sind da leider keine Ausnahme. Doch dort hat die Notenbank bereits reagiert und will bis März die Anleiheaufkäufe beenden. Dann könnten die Leitzinsen auch schon angehoben werden. Die EZB hat eine Zinserhöhung für die Eurozone bisher im laufenden Jahr ausgeschlossen. Doch seit der letzten Sitzung am Donnerstag erwartet der Markt das Gegenteil.
Hoffnung Zinswende
Positiv wäre eine Zinswende auch für die Commerzbank. Denn das Kreditinstitut ist stark im klassischen Bankgeschäft engagiert und würde von einer höheren Zinsmarge erheblich profitieren. Derzeit steckt man indes noch mitten in der Sanierung. Deshalb war die Meldung letzte Woche, dass die Mindestkapitalausstattung nicht angehoben wird, ein positives Zeichen.
Konkret verbleibt die harte Kernkapitalquote, die die Commerzbank laut Aufsicht mindestens vorhalten muss, auch im neuen Jahr bei 9,4 Prozent. Da die Eigenkapitalausstattung nach den letzten Zahlen von Ende September bei 13,5 Prozent lag, verbliebe ein großer Puffer von 4,1 Prozent. Ein Update zur gesamten Geschäftsentwicklung wird es am 17. Februar mit den Q4-Zahlen geben. Dann erfahren Anleger auch mehr darüber, wo die Eigenkapitalausstattung nun steht.
Milliarden für Ausschüttungen?
Zukäufe stehen bei der Commerzbank derzeit eher nicht auf dem Plan und fast alle Restrukturierungskosten für den Umbau sind bereits verbucht. Damit könnte ein guter Teil des Kapitalpuffers über Aktienrückkäufe oder die Wiederaufnahme einer Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Das Management plant genau das, aber anscheinend nicht in nächster Zeit. So muss wohl zuerst die Gewinnwende nachhaltig gelingen, eine schwarze Null für 2021 alleine dürfte dafür nicht ausreichen. Vielmehr sollte für 2022 am Ende ein merklicher Überschuss hängen bleiben.
Ausschüttungen sind in den nächsten Quartalen sicher kein Thema bei der Commerzbank. Allerdings dürften sie früher auf die Agenda kommen, als vom Management geplant. Der Vorstand hatte erst 2024 angepeilt.
Derzeit freuen sich Anleger ohnehin über satte Kursgewinne. Seit Jahreswechsel bringt es die Commerzbank-Aktie auf 30 Prozent, zweistellige Kurse sind fast zum Greifen nahe. Langsam scheint die Notierung damit aber heiß gelaufen, denn bereits Ende 2021 konnte sich die Performance sehen lassen. Anleger sollten nun vor einem Neueinstieg Rücksetzer abwarten, eine Unterstützung liegt bei 8,30 Euro. Der Stoppkurs verbleibt vorerst bei 5,80 Euro.
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Commerzbank.
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