Die jüngsten Bankenturbulenzen werden nach Einschätzung des Kreditversicherers Allianz Trade im laufenden Jahr zu mehr Firmenpleiten führen. Für Deutschland rechnet die Allianz-Tochter mit einem Anstieg um gut ein Fünftel (22 Prozent) zum Vorjahr auf 17.800. Liegt darin für den Mittelstand-Finanzierer Commerzbank eine größere Gefahr?
"Durch die nun noch restriktivere Kreditvergabe der Banken dürften mehr Unternehmen in Schwierigkeiten geraten als noch zu Jahresbeginn erwartet", erläuterte Allianz Trade am Dienstag. Bislang war ein Anstieg der Unternehmensinsolvenzen hierzulande um 15 Prozent vorhergesagt worden. Schon vor den Turbulenzen wollten viele Banken einer Umfrage zufolge die Kreditvergabe herunterfahren.
"Eine Pleitewelle ist das weiterhin nicht, auch wenn ein zweistelliger Zuwachs zunächst den Anschein erweckt", ordnete der Vorstandschef von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz, Milo Bogaerts, ein. Aus seiner Sicht hinterlassen die Probleme von Banken in den USA und der Schweiz auch Spuren in Deutschland: "Mit den deutlich steigenden Zinsen laufen eher schwach finanzierte Unternehmen Gefahr, in Schwierigkeiten zu geraten."
Zur Einordnung: Die prognostizierten 17.800 Unternehmensinsolvenzen liegen immer noch deutlich unter dem 2019er-Wert. Seinerzeit gingen nämlich 18.749 Firmen pleite.
Wie sieht es bei der Commerzbank konkret in Sachen Kreditrückstellungen aus? Kurzer Rückblick: Die Risikovorsorge für ausfallgefährdete Kredite hat sich im vergangenen Jahr um mehr als die Hälfte auf 876 Millionen Euro erhöht. Grund dafür waren die gestiegenen konjunkturellen Unsicherheiten sowie die wirtschaftlichen Auswirkungen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine.
Für Sekundäreffekte wie Lieferkettenunterbrechungen und steigende Energiepreise hatte die zweitgrößte deutsche Privatbank zusätzlich eine pauschale Risikovorsorge von 482 Millionen Euro gebildet. Diesen Puffer kann der DAX-Konzern 2023 nutzen. Konkret rechnet die Commerzbank im laufenden Jahr daher mit einer weitgehend stabilen Risikovorsorge von weniger als 900 Millionen Euro.
Die Commerzbank-Aktie verliert am Mittwoch (Mittagszeit) rund ein halbes Prozent auf 9,78 Euro. Nach unten ist der nächste Support bei 9,51 Euro auszumachen. Nach oben hingegen wäre die psychologisch wichtige 10-Euro-Marke die nächste Hürde.
Die Commerzbank war bereits in der Vergangenheit für eine konservative Risikovorsorge bekannt. Daher dürfte der ohnehin nur moderate Anstieg der Firmenpleiten (Richtung Normal-Niveau) kein Problem darstellen. Aktuell ist die Aktie keine laufende Empfehlung des AKTIONÄR, Anleger setzen sie aber auf die Watchlist.
(Mit Material von dpa-AFX)
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