Mittlerweile haben viele europäische Großbanken ihre Zahlen zum letzten Geschäftsjahr vorgelegt und damit nicht immer den Markt überzeugt. Die Bilanz ist bisher eher durchwachsen, was sich auch an den Zahlen der Deutschen Bank gestern zeigte. Zudem lieferten diese Woche die US-Fed und die EZB neue Impulse für die Börsen, Finanztitel waren davon eher negativ betroffen.
Durchwachsene Geschäftszahlen und die Aussicht auf weniger stark steigende Zinsen haben am Donnerstag die monatelange Erholungsrally der Deutsche-Bank-Aktien ausgebremst. Die Papiere des Finanzinstituts waren im frühen Handel um rund 5,3 Prozent abgesackt, bevor sie sich etwas erholten. Bis zum Mittag stand noch ein Minus von rund 2 Prozent auf 12 Euro zu Buche. Damit waren die Anteilsscheine der schwächste Wert im DAX.
Die Deutsche Bank hatte zwar inmitten aller Krisen 2022 ihren höchsten Gewinn seit 15 Jahren erzielt und ihr Renditeziel übertroffen. Dieses erreichte das Finanzinstitut jedoch nur dank eines unerwartet hohen Steuereffekts. Zudem stieg der Vorsteuergewinn nicht so stark wie von Analysten erwartet.
In Amsterdam büßten die Aktien von ING ebenfalls mehr als fünf Prozent ein. Die niederländische Großbank hatte im vergangenen Jahr trotz der höheren Zinsen und der deswegen gestiegenen Marge im Einlage- und Kreditgeschäft weniger verdient. Grund dafür war die deutlich erhöhte Vorsorge für mögliche Kreditausfälle. Zudem dürfte die Untergrenze des avisierten Ergebniswachstums den Anlegern zu konservativ sein, schrieb Analyst Andreas Scheriau von der US-Investmentbank Goldman Sachs.
Vor diesem Hintergrund bewegte sich der europäische Bankensektor kaum vom Fleck und hinkte so dem festen Gesamtmarkt hinterher. Als zusätzliche Belastung für die Branche erwiesen sich Aussagen des Chefs der US-Notenbank Fed, Jerome Powell, vom Vorabend. Diese hätten laut der Commerzbank weniger "falkenhaft" gewirkt. Gemeint ist mit diesem Ausdruck eine etwas weniger harte geldpolitische Gangart. Für Banken ist das keine gute Nachricht, denn weniger stark steigende Zinsen würden die Ertragskraft der Finanzinstitute nicht so stark erhöhen wie erhofft.
Die Experten der ING Bank erwarten nach der am Mittwochabend bekannt gegeben Zinsanhebung der Fed um 0,25 Prozentpunkte jetzt nur noch eine weitere Erhöhung im selben Ausmaß im März. Rezessionskräfte würden anschließend sogar den Weg ebnen für Zinssenkungen später im Jahr, so ihre Vermutung.
Auch die EZB hat ihren Leitzins wie erwartet gestern erhöht, er steigt um 50 Basispunkte auf 3,0 Prozent. Sowohl die EZB als auch die Fed schlugen sanftere Töne an, woraufhin der Gesamtmarkt kräftig zulegte. Das führte umgekehrt dazu, dass Banktitel übermäßig verloren, da sinkende Zinsen tendenziell weniger Erträge bedeuten.
Die Aktie der Commerzbank kam gestern durch die Entwicklung am Gesamtmarkt ebenfalls unter die Räder, heute notiert das Papier erneut im Minus. Die Marke von 10,00 Euro wurde unterschritten. Abgesehen von den externen Faktoren ist eine Konsolidierung nach der Rally der letzten Monate indes kein Beinbruch.
Die Commerzbank wartet am 16. Februar mit den Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr auf. Gerechnet wird mit einem Milliardengewinn. Die Aktie bleibt für 2023 ein Top-Pick des AKTIONÄR.
Mit Material von dpa-AFX.
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