Analysten erwarten von der Commerzbank kein Wunder. Wohl aber ein solides Ergebnis. Allen ist klar, dass Zinstief und Konjunkturflaute das Institut bremsen. Das Ziel, 2019 den Gewinn zu steigern, hatte Konzernchef Martin Zielke bereits im Herbst kassiert. Heute wird sich zeigen, wie weit das Frankfurter Institut beim Überschuss unter den 865 Millionen Euro aus dem Vorjahr geblieben ist.
Die Erwartungen sind eher mau. Analysten erwarten im Schnitt unter dem Strich 586 Millionen Euro Gewinn. Das entspräche einem Rückgang um etwa ein Drittel zum Vorjahr. Einen Grund für den sinkenden Überschuss hatte die Bank, deren größter Anteilseigner seit der Finanzkrise vor gut zehn Jahren der deutsche Staat ist, bereits genannt: Im vierten Quartal sei mit einer "deutlich höheren Steuerquote" zu rechnen.
Nachdem im Frühjahr 2019 der Versuch einer Fusion mit der Deutschen Bank scheiterte, muss die Commerzbank sich weiter alleine beweisen. Doch der Wettbewerb um Privatkunden und Mittelstand in Deutschland ist hart, die Wachstumsmöglichkeiten sind begrenzt.
Und die Aussichten bleiben trüb: Internationale Handelskonflikte bremsen die exportorientierte deutsche Wirtschaft, ein Ende des Zinstiefs im Euroraum ist nicht in Sicht, die Negativzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) bleiben trotz Freibeträgen eine Milliardenbelastung für Banken.
Nach Einschätzung von Analysten könnte der Überschuss der Commerzbank im Jubiläumsjahr 2020 weiter sinken. Das Institut blickt auf eine 150-jährige Geschichte zurück: Gegründet wurde die Bank am 26. Februar 1870 von hanseatischen Kaufleuten und Privatbankiers unter dem Namen "Commerz- und Disconto-Bank in Hamburg".
Von dem Ziel, die Erträge - also die gesamten Einnahmen - 2019 zu steigern, hatte sich das aktuelle Commerzbank-Management bereits früher verabschiedet. Im Geschäftsjahr 2018 waren die um positive Einmalerträge und Bewertungseffekte bereinigten Erträge vor Risikovorsorge um fünf Prozent auf 8,6 Milliarden Euro gestiegen. Für das vergangene Jahr rechnen Analysten mit Erträgen knapp unter 8,6 Milliarden Euro.
Mit der Komplettübernahme der Online-Tochter Comdirect und dem Verkauf der Mehrheitsbeteiligung an der polnischen mBank will die Commerzbank ihr Profil schärfen. Den erwarteten Erlös aus dem Verkauf der mBank will das Management nutzen, um Kosten für Stellenabbau und Filialschließungen zu stemmen. Unter dem Strich will die Commerzbank weitere 2300 Stellen streichen. Ende September hatte die Bank auf Vollzeitbasis 40 400 Mitarbeiter. Zudem wird jede fünfte der etwa 1000 Filialen geschlossen.
Die Aktie der Commerzbank pendelt seit August zwischen fünf und sechs Euro. Anders als etwa die Aktie der Deutschen Bank lässt sie jede Aufwärtsdynamik vermissen. Sollten die 2019er-Zahlen enttäuschen, droht ein erneutes Abtauchen Richtrung fünf Euro. Andernfalls könnte der Titel den horizontalen Widerstand in Angriff nehmen.
Mit Material von dpa-AFX