Andrea Orcel hat für eine überraschende Wende im Übernahmekrimi um die Commerzbank gesorgt. Der UniCredit-Chef will nun zunächst bei der italienischen Konkurrentin Banco BPM zuschnappen – und schickt damit am Montag die Aktien der Commerzbank auf Talfahrt.
Die UniCredit hat am Montag überraschend ein Übernahmeangebot in Höhe von 10 Milliarden Euro für die Banco BPM unterbreitet (DER AKTIONÄR berichtete). UniCredit bieten den Aktionären der italienischen Konkurrentin 0,175 eigenen Aktien je BPM-Aktie. Bei 1,5 Milliarden ausstehenden BPM-Aktien bedeutet das etwa 265 Millionen UniCredit-Aktien.
Um die Übernahme zu finanzieren, müsste UniCredit das eigene Kapital um rund 16 Prozent aufstocken. Der Preis für eine BPM-Aktie im Rahmen des Angebots liegt zudem nur bei 6,657 Euro, was lediglich leicht über dem Kurs vom Freitagabend liegt.
Den Deal haben in Deutschland vor allem die Aktionäre der Commerzbank im Blick. Nach dieser hat UniCredit-Chef Andrea Orcel schließlich ebenfalls die Arme ausgestreckt. Diese gilt nun offenbar nur noch mit Einschränkung.
Der BPM-Deal habe Vorrang vor jedem möglichen Schritt der deutschen Commerzbank. UniCredit-Chef Andrea Orcel teilte am Montag zudem mit, dass er die Beteiligung an der zweitgrößten deutschen Privatbank nun vor allem als Finanzinvestition einstuft. Bereits zuvor hatte er erklärt, dass er mit weiteren Schritten den Ausgang der Bundestagswahl und damit einen möglichen Regierungswechsel abwarten wolle. Die Aktie der Commerzbank reagiert auf die Entwicklungen zu Wochenbeginn mit einem kräftigen Minus von rund sechs Prozent.
Auch der neue deutsche Finanzministers Jörg Kukies trug mit seinen Aussagen zu den deutlichen Verlusten der Commerzbank-Aktie bei. „Wir haben da eine sehr kritische Grundhaltung und der Vorstandsvorsitzende der Unicredit hat gesagt, dass er sich über die Kritik der Bundesregierung nicht hinwegsetzen will“, so Kukies in der ARD. „Von daher gehe ich davon aus, dass er das dann auch nicht machen wird.“
Auch die BPM-Übernahme scheint nicht ohne Widerstand zu laufen. Italien will sich bei der Banco BPM das Recht vorbehalten, sein Golden-Power-Gesetz zum Schutz strategischer Vermögenswerte zu nutzen, um das Übernahmeangebot der UniCredit an bestimmte Bedingungen zu knüpfen. Das teilte Wirtschaftsminister Giancarlo Giorgetti am Montag mit.
Die Ereignisse rund um die UniCredit und ihre beiden Übernahmeziele überschlagen sich zu Wochenbeginn. Generell bleiben alle drei Aktien auch ohne Übernahmen attraktiv bewertet. DER AKTIONÄR wird die neue Situation rund um die Commerzbank in der kommenden Ausgabe aber genau analysieren. Diese erhalten Sie wie gewohnt ab Mittwoch (27. November) um 22 Uhr hier bei www.deraktionaer.de.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.