Kommendes Wochenende richten sich die Blicke auf den G-20-Gipfel in Buenos Aires. Im Mittelpunkt wird der Handelskonflikt zwischen den USA und China stehen. Die Halbleiterhersteller, wie Micron oder AMD, bleiben angespannt: Eine weitere Verschärfung der Handelsbeschränkungen mit China wäre ein herber Schlag für den Umsatz.
Die Halbleiterindustrie ist in den USA die viertstärkste Exportbranche: Der Wert der US-Halbleiterexporte erreichte in 2017 einen Wert von 44 Milliarden Dollar. Der chinesische Markt ist dabei zentral. Die US-Halbleiterhersteller erwirtschaften dort mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes –Qualcomm und Micron sind mit jeweils 65 und 57 Prozent am engsten mit dem Reich der Mitte verflochten. Der Chiphersteller AMD macht in China 33 Prozent des Umsatzes (siehe Tabelle).
Quelle: CNBC
Ein Deal zwischen Trump und dem chinesischen Präsidenten wäre daher für die Halbleiterindustrie eine Erleichterung. Die Analysten von Citi erwarten jedoch nur eine „vorläufige Vereinbarung“ im Handelskonflikt. Zugleich rechnen sie mit weiteren Handels- und Investitionsbeschränkungen für China und warnen vor zusätzlichen Beschränkungen für einige Exporte aus den USA nach China. In ihrem Worst-Case-Szenario schildern sie sogar ein komplettes Lieferverbot von Halbleiterkomponenten aus den USA nach China. Solche Maßnahme wäre für die Industrie verheerend, so die Analysten.
Worst-Case wahrscheinlich?
Die bisherige Erfahrung zeigt, dass Trump dazu neigt, bei seiner Handelspolitik noch mehr zuzulegen, anstatt sie zu lockern. Doch selbst mit Trump im Weißen Haus ist die Worst-Case-Situation unwahrscheinlich. „Es besteht eine gute Chance, dass ein Deal abgeschlossen werden kann“, sagte der Wirtschaftsberater des Weißen Hauses Larry Kudlow. Doch dafür müssen bestimmte Bedingungen hinsichtlich der Gerechtigkeit und Gegenseitigkeit gesichert werden, fügte Kudlow hinzu.
Auch die Kursverläufe der Halbleiteraktien zeigen, dass der Markt den oben geschilderten Extremfall nicht für wahrscheinlich hält – einige Chip-Titel konnten den gestrigen Handelstag sogar leicht im Plus abschließen (siehe Grafik).
Quelle: Bloomberg
An der Seitenlinie
Investierte Anleger könnten von einer Vereinbarung zwischen den USA und China profitieren, hoffen aber nicht auf eine dauerhafte Lösung des Handelskonflikts. Angesichts der angespannten Situation zwischen den beiden Ländern sollte man jedoch vorerst mit einer „vorläufigen Vereinbarung“ zufrieden sein.
DER AKTIONÄR bleibt bei den Chip-Aktien größtenteils an der Seitenlinie. Doch langfristiges Potenzial ist bei vielen Papieren auf jeden Fall vorhanden: Weiterbeobachten auf der Watchlist.