Chinas Wirtschaft ist im Q2 mit 6,2 Prozent gewachsen und damit so langsam wie seit rund drei Jahrzenten nicht mehr. Dass der empfindliche Dämpfer zu einer Korrektur bei China-Aktien führt, ist allerdings nicht zu befürchten – und das hat einen einfachen Grund.
Das Wachstum des chinesischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) sank im zweiten Quartal auf 6,2% gegenüber einem Anstieg von 6,4% im Vorquartal und markiert damit die niedrigste Rate der verfügbaren Daten aus dem ersten Quartal 1992, so die offiziellen Daten des National Bureau of Statistics(NBS). Der Messwert entsprach der Medianprognose der von Bloomberg befragten Ökonomen für den Zeitraum.
"Das aktuelle konjunkturelle Umfeld bleibt hart, sowohl was die Entwicklung in China betrifft als auch im Welthandel", kommentierte Mao Shengyongvon vom NBS die Ergebnisse.
Unter normalen Umständen hätten die Daten in Verbindung mit den tendenziell pessimistischen Aussagen für kräftige Kursbewegungen an den chinesischen Börsen führen müssen. Dass die Märkte in Hongkong und Shanghai am Montag fester schlossen, führt DER AKTIONÄR auf zwei Faktoren zurück:
1) dürften Marktteilnehmer angesichts des neu entfachten Handelsstreits mit den USA mit noch schwächeren Ergebnissen gerechnet haben,
2) spricht die konjunkturelle Entwicklung für eine Beibehaltung/Ausweitung der lockeren Geldpolitik der chinesischen Notenbank
3) betrug der Zuwachs im Einzelhandel im Juni (gegenüber dem Vorjahr) 9,8 Prozent und lag damit deutlich höher als einen Monat zuvor (Mai: +8,6 Prozent). Die Stimmung unter den chinesischen Konsumenten scheint weiter gut zu sein.
Was gegen größere Kursausschläge bei E-Commerce-Aktien wie Alibaba, Tencent oder auch JD.com spricht: Chinas Online-Handel boomt weiter und wuchs in den ersten Monaten 2019 (gegenüber Vorjahr) um 17,8 Prozent.Chinas Wirtschaft ist im zweiten Quartal gemessen an den Umständen robust gewachsen. Ein Wermutstropfen bleibt der schwelende Handelsstreit mit den USA, der derzeit lediglich "pausiert". Jede positive Änderung in der Rhetorik der Unterhändler dürfte sich in kräftigen Kurssteigerungen chinesischer Tech-Aktien niederschlagen. Anleger, die auf China als Langfriststory setzen, sollten auf Schwergewichte wie Alibaba (Top-Favorit) oder auch Tencent setzen. Kleinere Nebenwerte wie Baozun, Momo oder Huya und Iqiyi sind spannend, allerdings auch schwankungsanfälliger.