Krisenstimmung beim Elektronikhändler Ceconomy. Der Konzern hat in Folge von Schließungen einer Vielzahl der Läden eine Gewinnwarnung ausgesprochen. Das teilte der Konzern auf Grundlage von vorläufigen Zahlen am Freitag mit.
Starker Geschäftsrückgang
Der Mutterkonzern von MediaMarkt und Saturn rechnet für das zweite Geschäftsquartal (Januar bis März) 2019/20 mit einem operativen Konzernverlust von 131 Millionen Euro. Im Vorjahr stand im selben Zeitraum ein Gewinn von 26 Millionen Euro in den Büchern.
Den Umsatz erwartet das Unternehmen währungs- und portfoliobereinigt um rund 6,6 Prozent niedriger als im Vorjahresquartal. Berichtet nahmen die Erlöse um 7,7 Prozent auf 4,63 Milliarden Euro ab. Der Rückgang sei dabei allein auf die Schließungen zurückzuführen, erklärte Ceconomy. In den ersten zwei Monaten des Quartals seien die Erlöse aus eigener Kraft noch um 3,7 Prozent gestiegen.
Onlinegeschäft zunehmend stärker
Stark entwickelte sich dagegen das Onlinegeschäft: Der Umsatz dort kletterte um rund 24 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, damit erreichte der Anteil aus dem E-Commerce nun knapp 19 Prozent des Konzernumsatzes. Im März seien die reinen Online-Verkäufe sogar um 98 Prozent angesprungen.
Um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden, würden Internet-Bestellungen für Produkte, die im Online-Lager nicht verfügbar seien, künftig teilweise aus den Märkten heraus bedient, so Ceconomy. Alle Online-Plattformen der Gruppe würden weiterhin bedient. Die Nachfrage nach Homeoffice-Geräten wie Webcams und Monitoren, Haushaltsprodukten wie Gefriertruhen sowie anderen Produkten wie etwa Hochdruckreinigern ist dabei den Angaben zufolge stark gestiegen.
Krise als „Katalysator für Transformation“
Ceconomy musste im Zuge der Coronavirus-Krise auf Anordnung der Regierungen europaweit eine Vielzahl von Läden schließen. Bis zum 16. April waren den Angaben zufolge insgesamt 881 von 1025 Märkten vorübergehend dicht. Erste Wiedereröffnungen plant Ceconomy für den 2. Mai in Österreich. In Deutschland werde zudem geprüft, ob kleinere Bereiche in den Märkten vorübergehend abgetrennt und damit wiedereröffnet werden könnten.
Staatliche Hilfskredite wurden beantragt
Das Unternehmen hat zudem wie bereits angekündigt bei der staatseigenen Förderbank KfW eine Kreditlinie in nicht genannter Höhe beantragt, um die bestehenden revolvierenden Kreditvereinbarungen aufzustocken und die finanzielle Flexibilität zu sichern. Ceconomy verfüge über einen syndizierten Kredit von 550 Millionen Euro sowie mehrere mehrjährige bilaterale Kredite von insgesamt 430 Millionen Euro. Zum 31. März 2020 seien alle Linien wegen der Umsatzunterbrechung durch Covid-19 vollständig ausgeschöpft gewesen.
Der stationäre Einzelhandel ist einer der großen Verlierer in der Krise. Händler, die ihren E-Commerce bisher vernachlässigt haben, werden jetzt abgestraft. Zwar verzeichnet Ceconomy hier deutliches Wachstum, jedoch ist der Anteil noch zu gering, um die Verluste des stationären Handels abzufedern. Hier muss der Konzern zukünftig noch stärker nachlegen. Die Aktie ist derzeit kein Kauf.
(Mit Material von dpa-AFX)