Die Deutsche Fußball Liga wird am Donnerstag einen Termin für den Wiederbeginn der 1. und 2. Bundesliga festlegen. Bei einer Mitgliederversammlung mit den 36 Profivereinen soll per Videoschalte über die Folgen der Freigabe für den Neustart durch die Politik diskutiert werden. Was bedeutet das für die Aktie von Borussia Dortmund?
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer hatten am Mittwoch dem Profifußball eine Wiederaufnahme der Saison ab Mitte Mai erlaubt.
Anpfiff bereits am 15. Mai?
Offen ist aber noch, ob die DFL schon am 15. Mai wieder spielt oder erst etwas später wieder in die Saison einsteigt. Vor dem Neustart müssen sich die Mannschaften zunächst auf Forderung der Politik allesamt in eine mehrtägige Quarantäne begeben. Was bedeutet der Bundesliga Re-Start für die Aktie des BVB?
Finden die restlichen neun Spieltage statt, könnte Borussia Dortmund die letzte Rate der Fernsehgelder einsammeln. Auch eine Rückerstattung von Sponsoring- oder Werbeeinnahmen würde aller Wahrscheinlichkeit nach wegfallen. Ein wichtiger Baustein für den BVB: Die beiden Posten haben im abgelaufenen Geschäftsjahr knapp 44 Prozent der Erlöse eingenommen.
Was die Zuschauereinnahmen angeht, so wären sogenannte Geisterspiele für den BVB finanziell zu verkraften. Der Spielbetrieb steuert knapp 8,6 Prozent zum Umsatz bei. Die restlichen fünf Heimspiele ohne Fans würden für den BVB knapp 15 Millionen Euro weniger Erlöse bedeuten. Borussia Dortmunds Spieler, die Verantwortlichen des Klubs sowie der Trainerstab verzichten bereits auf einen Teil ihrer Gehälter. Dadurch spart die Borussia einen bis zu zweistelligen Millionenbetrag an Personalkosten. Da der BVB keine Verbindlichkeiten bedienen muss und zuletzt über ein Eigenkapital in Höhe von 352 Millionen Euro verfügte (Eigenkapitalquote: 65,2 Prozent), ist ein Verlust im laufenden Geschäftsjahr ohnehin zu verkraften.
Wichtig sind zudem die Transfereinnahmen. Hierbei glänzte der BVB in den letzten Jahren europaweit durch ein überdurchschnittlich gutes Scouting. Mit Jadon Sancho, Erling Haaland und zuletzt Jude Bellingham hat die Borussia drei Top-Talente für sich gewinnen können. Sanchos Marktwert ist in den letzten Jahren von 25 Millionen Euro (Juli 2018) bis auf 130 Millionen Euro gestiegen.
Erling Haaland – für 20 Millionen Euro im Winter aus Salzburg geholt – hat sich im Wert innerhalb nur weniger Wochen vervierfacht. Die Coronakrise trifft alle Top-Klubs in Europa gleichermaßen. Es ist kaum vorstellbar, dass die Transfersummen der letzten Jahre in dieser Situation aufrechterhalten werden. Auch der FC Barcelona, Real Madrid oder die englischen Spitzenklubs werden wohl kaum Deals um 100 Millionen Euro stemmen. Zumindest nicht für einen einzigen Spieler.
Viele europäische Top-Klubs werden in der kommenden Saison den Gürtel enger schnallen müssen. Aufgrund dessen geht DER AKTIONÄR davon aus, dass Sancho und Haaland dem BVB eine weitere Saison treu bleiben werden. Die Verträge laufen ohnehin bis 2023 (Sancho) oder 2024 (Haaland). Die Marktwerte der beiden Kicker werden kurzzeitig fallen. Jedoch ist mit einer Belebung während der Saison 2021/22 zu rechnen. Spätestens 2021 sind die Transfers von Sancho und/oder Haaland fast vorprogrammiert, was Umsatz und Gewinn wieder deutlich nach oben katapultieren dürfte. Ohnehin sollten sich Anleger vor Augen führen, dass das BVB-Management in den letzten Jahren hervorragende Arbeit geleistet hat. Seit der Finanzkrise 2008/09 hat sich der Umsatz von 100,9 auf zuletzt 489,5 Millionen Euro fast verfünffacht.
Sollten Sancho und Haaland bleiben, der Spielbetrieb ab Mitte Mai ohne Zuschauer fortgesetzt werden, so ist das Schlimmste im Kurs der BVB-Aktie (WKN 549309) eingepreist. Das Ziel lautet 8,50 Euro, der Stopp sollte bei 5,10 Euro platziert werden.