Die US-Notenbank Fed hat zur Bekämpfung der Inflation ihren Leitzins um 0,25 Prozentpunkte erhöht und damit ihren moderateren Kurs fortgesetzt. Nun liegt der Leitzins in der Spanne von 4,5 bis 4,75 Prozent, wie die Federal Reserve (Fed) am Mittwoch mitteilte. Analysten hatten diesen Schritt überwiegend erwartet.
Es ist die achte Anhebung in Folge und der kleinste Schritt seit vergangenem März. Zuletzt hatte die Fed mehrfach den Leitzins um beachtliche 0,75 Prozentpunkte angehoben – Ende des vergangenen Jahres das Tempo aber mit einem Zinsschritt von 0,5 Prozentpunkten verlangsamt. Jüngste Daten zeigen, dass die hohe Inflation in der größten Volkswirtschaft der Welt auf dem Rückzug ist.
Die New Yorker Aktienmärkte haben weitgehend neutral auf den Zinsentscheid der US-Notenbank Fed reagiert. Nach einem kurzen Rutsch auf sein Tagestief und einer schnellen Gegenbewegung stand der Leitindex Dow Jones Industrial zuletzt 0,97 Prozent im Minus bei 33.756 Punkten. Damit notierte er in etwa wieder auf seinem Niveau vor dem Fed-Entscheid. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um 0,38 Prozent auf 4.060,98 Punkte nach unten. Der technologielastige Nasdaq 100 gewann 0,06 Prozent auf 12.109,65 Punkte. Am Vortag hatten die Indizes mit einem starken Finale ihre Verluste vom Wochenauftakt teils wettgemacht.
Die US-Notenbank Federal Reserve will ihren Leitzins auch nach der jüngsten Anhebung weiter erhöhen. Weitere Straffungen seien angemessen, um die Inflation auf das Fed-Ziel von zwei Prozent zurückzuführen, heißt es in einer Stellungnahme der Zentralbank vom Mittwochabend. Analysten und Anleger hatten gespannt auf einen solchen Hinweis gewartet, weil die hohe Inflation zuletzt gesunken ist und die Wirtschaft sich abschwächt. Beides spricht eigentlich eher gegen als für zusätzliche Straffungen.
Die Fed war in den vergangenen Monaten besonders aggressiv gegen die hohe Teuerungsrate vorgegangen und hatte die Zinsen in rasantem Tempo erhöht. Die drastischen Maßnahmen sind die Folge einer Inflation, die zeitweise so hoch war wie seit Jahrzehnten nicht. Zuletzt war die Inflationsrate in den USA weiter zurückgegangen – ein Anzeichen für erste Erfolge der strengen Geldpolitik. Im Dezember stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,5 Prozent. Im November hatte die Rate bei 7,1 Prozent gelegen. Es war der sechste Rückgang der Inflationsrate in Folge – hoch ist sie allerdings immer noch.
Fed-Chef Jerome Powell hatte schon im Dezember deutlich gemacht: "Wir werden den Kurs beibehalten, bis die Aufgabe erledigt ist." Im Dezember sagte die Fed voraus, dass sie die Zinsen in diesem Jahr auf etwas mehr als 5 Prozent anheben will. Auch der Internationale Währungsfonds IWF hatte in seiner jüngsten Konjunkturprognose betont, dass die Zentralbanken trotz erster Erfolge in ihrem Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise nicht nachlassen dürften. Die Schlacht sei noch nicht gewonnen.
Die Inflation im Zaum zu halten, ist die klassische Aufgabe der Notenbanken. Mittelfristig strebt die Fed eine durchschnittliche Inflationsrate von rund 2 Prozent an. Steigen die Zinsen, müssen Privatleute und Wirtschaft mehr Geld für Kredite ausgeben - oder sie leihen sich weniger Geld. Das Wachstum nimmt ab, Unternehmen können höhere Preise nicht einfach weitergeben, und idealerweise sinkt die Inflationsrate. Mit einer solch straffen Geldpolitik wächst der Lehre nach aber auch das Risiko, dass die Zentralbank die Wirtschaft so stark ausbremst, dass die Konjunktur abgewürgt wird. Allerdings war die US-Wirtschaft Ende vergangenen Jahres überraschend stark gewachsen, was Sorgen vor einer möglichen Rezession gemindert hat.
Auch die Europäische Zentralbank (EZB) steht vor einer weiteren Zinsanhebung. Es wird erwartet, dass der EZB-Rat bei seiner Sitzung an diesem Donnerstag den Leitzins im Euroraum erneut anheben wird.