Es geht wieder los, JPMorgan hat als erste Wall-Street-Großbank die Bücher zum abgelaufenen Quartal geöffnet und dabei wieder einmal die Erwartungen der Analysten deutlich geschlagen. Das Management um CEO Jamie Dimon hat das Geldhaus sicher durch die Pandemie manövriert und glänzt nun mit starken Zahlen. Ein genauer Blick auf das Quartal offenbart allerdings einige Überraschungen. Der Boom im Handelsgeschäft flaut beispielswiese langsam etwas ab.
Der Nettogewinn der Bank stieg in dem Quartal, das am 30. Juni endete, auf 11,9 Milliarden Dollar oder 3,78 Dollar pro Aktie, verglichen mit 4,70 Milliarden Dollar oder 1,38 Dollar pro Aktie im Vorjahreszeitraum. Analysten hatten laut Refinitiv im Durchschnitt mit einem Gewinn von 3,21 Dollar je Aktie gerechnet. Der unternehmensweite Umsatz von 31,4 Milliarden Dollar übertraf ebenfalls die Schätzung von 29,9 Milliarden.
Reserven werden jetzt aufgelöst.
Ein Schlüsselfaktor beim Ergebnis von JPMorgan ist, dass im letzten Jahr einige Milliarden für Kreditverluste zurückgelegt wurden. Da die US-Wirtschaft boomt, können wiederum einige Reserven aufgelöst werden. Nach 5,2 Milliarden im Q1 wurden nun 2,3 Milliarden aufgelöst, was deutlich über den Erwartungen der Experten von 327 Millionen liegt. Allerdings beträgt die Risikovorsorge noch immer mehrere Milliarden und kann damit mögliche Ergebnisdellen in den kommenden Quartalen abfedern, sofern es tatsächlich nicht zu größeren Ausfällen bei Kreditnehmern kommt.
M&A löst Handel ab
Wie erwartet sanken die Erträge aus dem Handel mit Anleihen, Währungen, Derivaten und Rohstoffen (FICC) im Gegensatz zum Rekordquartal 2020 um 44 Prozent auf 4,10 Milliarden Dollar und verfehlten die Prognose damit um 200 Millionen. Allerdings zogen gleichzeitig die Umsätze in der kompletten Investmentbanking-Sparte auf 3,42 nach 2,94 Milliarden vor einem Jahr an. Denn das M&A-Geschäft brummt aufgrund der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie. Diese Entwicklung sollte die kommenden Quartale anhalten und JPMorgan als einem der größten Player in diesem Marktfeld gute Geschäfte bescheren.
Auch im Hinblick auf die Kapitalausstattung steht die größte US-Bank sehr gut da. Die harte Kernkapitalquote steig auf 13 Prozent und damit 60 Basispunkte höher als in Q2 2020. Die Eigenkapitalrendite erreichte starke 18 Prozent. „In diesem Quartal profitierten wir erneut von einer erheblichen Auflösung von Reserven, da sich das Umfeld weiter verbessert, aber wie bereits erwähnt, berücksichtigen wir diese Kern- oder wiederkehrenden Gewinne nicht”, so CEO Dimon
Die Aktie ist einer der Top-Favoriten im Finanzsektor und glänzt immer wieder mit einer starken Performance. Nach dem Handelsgeschäft zieht nun der M&A-Bereich stark an. Zudem helfen der Bank die im vergangenen Jahr aufgebauten Reserven, die nun sukzessive aufgelöst werden und die Anleger erfreuen. Wer investiert ist, bleibt dabei. Alle anderen warten Rücksetzer und die Chartentwicklung ab.