Das kleine Weimarer Unternehmen IBU-tec advanced materials ist der erste Debütant im neuen Wachstumssegment "Scale" der Frankfurter Börse. Der Industrie-Dienstleister startete am 30. März mit einem Kurs von 17,10 Euro in den Handel, notiert aber mittlerweile etwas darunter. Dabei liefert das Unternehmen eigentlich den Stoff, aus dem Anlegerträume sind.
Einzigartige Technologie
"Wir haben keine eigenen Produkte, sondern pushen die Produkte unserer Kunden", erklärt CEO und Hauptaktionär Ulrich Weitz im Gespräch mit dem AKTIONÄR. "Wir entwickeln für diese Kunden mittels thermischer Verfahrenstechnik neue anorganische Materialien und verbessern Materialeigenschaften bei bestehenden Produkten."
Weltweit einzigartig ist das patentgeschützte Verfahren mit Pulsationsreaktoren von IBU-tec, mit dem Pulver für Katalysatoren von Verbrennungsmotoren behandelt wird. Wesentlich spannender: Die Firma verwendet zudem Methoden, mit dem sich Pulver für Lithium-Ionen-Batterien – wie sie in Elektroautos verwendet werden – herstellen lässt. Ein Markt, der künftig exorbitant wachsen sollte. Hier arbeitet IBU-tec heute schon mit namhaften Kunden zusammen.
Ein weiterer Schwerpunkt der Weimarer sind Dienstleistungen im Bereich Green Economy: IBU-tec entwickelt hier CO2-arme Baustoffe, behandelt Seltene Erden und liefert Schleifmittel für die Öl- und Gasindustrie. Noch im Aufbau ist der Bereich Medtech mit Materialien für künstliche Gelenke oder Zahnersatz.
Firma am Limit
Die Mittel aus dem Börsengang - 16,5 Millionen Euro sind IBU-tec zugeflossen - will Weitz in den internationalen Vertrieb sowie in neue Produktionskapazitäten investieren. Angedacht ist eine Übernahme oder ein Neubau im benachbarten Umfeld. Denn behält man das Wachstum der letzten Jahre bei – 20 Prozent beim Umsatz, 27 Prozent beim EBIT – dürfte IBU-tec spätestens in einem Jahr an seine Grenzen stoßen.
2016 setzte die Firma 17,7 Millionen Euro um und verdiente 4,1 Millionen Euro vor Zinsen und Steuern. Laut Weitz war der Start ins neue Geschäftsjahr erfreulich – was vor allem an den Batteriewerkstoffen für die E-Mobilität liegt. Außerdem zeichnet sich ein deutlicher Nachfrageanstieg nach katalytisch aktiven Pulvern ab.
Die Gesellschaft ist mit dem 16-fachen EBIT für 2016 bewertet und damit deutlich billiger als Börsenneuling Aumann (siehe Ausgabe 12/2017), der ebenfalls auf der E-Mobility-Welle reitet. Bemerkenswert: Die Familie Weitz, seit dem Jahr 2000 mit 97 Prozent Großaktionär, gab zum IPO kaum Stücke ab. Zudem verpflichtete sie sich, ihre Aktien 30 bis 93 Monate zu halten. Stärker kann man sein Vertrauen in eine Firma kaum demonstrieren.
30-Prozent-Chance
Die Bewertung von IBU-tec ist sportlich, doch dank ihrer Technologie und ihrer Ausrichtung dürfte die Firma in den kommenden Jahren stark wachsen. Bei Kursen um 16,50 Euro ist das Unternehmen vergleichsweise niedrig bewertet. 20 Euro sollten in den nächsten Monaten machbar sein.