Das gesamte unübersichtliche Ensemble der einzelnen Finanzmarktinstrumente tanzt im Takt des Dollars. „Es ist eigentlich die gleiche Bewegung, die die verschiedenen Märkte ausführen. Seit vier Jahren steigen der Dollar und die Aktienkurse und fallen im Gegenzug der Ölpreis und der Goldpreis. Den Takt gibt der Dollar vor, alle anderen Märkte ordnen sich ihm unter“, sagt Börsenexperte Thomas Gebert.
Diese Hierarchie ist in der Größe der Märkte begründet. In Devisen wird über den Daumen weltweit zehnmal so viel gehandelt wie in Anleihen, in Anleihen zehnmal so vielen Aktien und den Aktien zehnmal so viel wie in Gold oder Öl. „Wegen dieses Zusammenhangs der Märkte vermute ich, dass die Schwäche des Ölpreises und der anderen Rohstoffe nicht auf einem Überangebot oder einer Schwäche der Weltwirtschaft beruht. Nach Angaben der US Energy Information Administration beträgt die weltweite Überkapazität im Moment 1,8 Millionen Barrel und wird zum Ende des nächsten Jahres auf eine Million Barrel fallen. Im Jahr 2010, bei einem Ölpreis von 80 Dollar pro Barrel betrug diese Überschusskapazität vier Millionen Barrel“, so Gebert.
Ein Wert von einer Million Barrel, der für Ende des nächsten Jahres prognostiziert wird, sorgte in den Jahren 2007 und 2008 für Ölpreise, die über die 100-Dollar Marke schossen. „Deshalb vermute ich, dass der starke Dollar hinter dem niedrigen Ölpreis steckt. Das letzte Mal, als der Dollarkurs im Jahr 2000 einen Gipfel bildete, erreichte der Ölpreis fast zeitgleich mit zwölf Dollar pro Barrel seinen Tiefpunkt. Die Aktien erklommen damals zum selben Zeitpunkt ihr Allzeit-Hoch. Nach diesem Dollarhöhepunkt drehte das Szenario und Dollar und Aktien fielen mehrere Jahre lang, während Gold und Öl unaufhörlich kletterten. Solch eine große Wende im Dollar, die auch einen Richtungswechsel für Aktien, Öl und Gold bedeuten würde, könnte im Verlauf des nächsten Jahres, vermutlich gegen Ende des Jahres, auf uns warten. Der letzte Gipfel des Dollars ist 15 Jahre her und der davor 16 Jahre zuvor“, ergänzt Gebert.
Im nächsten Jahr könnte es also wieder soweit sein. „Wenn im nächsten Jahr der Basiseffekt der kollabierten Rohstoffpreise aus der Berechnung der Inflationsrate rausfällt, wird diese Rate gegen Ende des nächsten Jahres ohnehin auf über 1,5 Prozent anwachsen. Steigende Inflationsraten bedeuten Gift für die Börse. Ein fallender Dollar würde zusätzlichen Druck auf die Aktienkurse ausüben, wie der Mini-Draghi-Crash deutlich vor Augen führte. Mit einer steigenden Inflationsrate und einem fallenden Dollar wird deshalb auch ein Verkaufssignal des Börsenindikators im nächsten Jahr wahrscheinlich. Also irgendwann im nächsten Jahr könnte das gesamte Szenario drehen und mit einem fallenden Dollar auch die Aktienkurse nachgeben und Gold und Öl wieder steigen. Wann es soweit sein wird, wird der Dollarkurs anzeigen“, lautet das Fazit von Thomas Gebert.