Die Zahl der Neuinfektionen steigt, die Politik wird radikaler. Mit Folgen: Die erneuten Einschränkungen drohen nach Einschätzung von Volkswirten den wirtschaftlichen Aufschwung abzuwürgen. Nun stehen die Präsidentschaftswahlen in den USA an. Auch diese könnte – zunächst jedenfalls – einen negativen Einfluss auf die Märkte haben.
„Der Aufschwung wird sehr wahrscheinlich deutlich ausgebremst werden“, so Claus Michelsen, Konjunkturchef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Das Pandemiegeschehen nehme Verbrauchern und Unternehmen die Zuversicht. Viele Unternehmen hätten noch mit den Folgen des Lockdowns vom Frühjahr zu kämpfen und kaum noch finanzielle Reserven.
Mit den neuen Maßnahmen dürfte das Wirtschaftswachstum nach Einschätzung von Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer im vierten Quartal zum Erliegen kommen. Bestenfalls sei mit einer schwarzen Null gegenüber dem Vorquartal zu rechnen. „Die Wirtschaft lässt sich nicht wie eine Lampe ein- und abschalten, ohne dass es zu Schäden kommt."
Nach Deutschland will auch Frankreich einen partiellen Lockdown einführen, um die Zahl der Neuinfektionen runterzufahren. Weitere Länder könnten folgen. Zum Beispiel die USA. Präsidentschaftskandidat Joe Biden hat im Falle seines Sieges weitgehende Corona-Auflagen nicht ausgeschlossen, falls die Infektionslage das erfordern sollte.
Bei Auftritten vor seinen Anhängern bringt Trump es auf diese Formel: „Es ist eine Wahl zwischen einem Trump-Boom und einem Biden-Lockdown."
Die Stimmung an den Märkten hat sich merklich eingetrübt, viele Charts sind stark angeschlagen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu weiteren Kursrücksetzern kommt, ist nicht gering. Doch Anleger sollten nicht vergessen: Die Stimmung kann genauso schnell wieder ins Positive drehen, so wie es im März gewesen ist. Jetzige Auslöser wären die Notzulassung des Coronaimpfstoffs und das Billionen-Hilfspaket in den USA. Ergo: Bangemachen gilt an der Börse nicht, auch wenn Halloween vor der Tür steht.
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(Mit Material von dpa-AFX)