Viele Börsianer sind verwöhnt, wenn es um Boeing geht. Und so fällt die Aktie in einer ersten Reaktion auf richtig gute Quartalszahlen. Beim Gewinn pro Aktie wurden die Analysten-Prognosen um acht Cent übertroffen. Beim Umsatz wurden die Ziele für das laufende Jahr leicht erhöht, die Gewinnprognose wurde bestätigt. "Nur bestätigt" - und so sackt der Boeing-Kurs in den USA ab. Doch es gibt noch einen anderen Grund.
Boeing hat eine gute Quartalsbilanz vorgelegt. Die Umsätze stiegen um fünf Prozent auf 24,3 Milliarden US-Dollar, was 194 kommerzielle Lieferungen und ein höheres Verteidigungs- und Dienstleistungsvolumen widerspiegelte. Die Gewinne konnten um satte 26 Prozent auf 2,2 Milliarden Dollar gesteigert werden. Das bereinigte Ergebnis je Aktie lag bei 3,33 Dollar. Analysten hatten 3,25 US-Dollar prognostiziert. Der operative Cashflow lag bei starken 4,7 Milliarden US-Dollar. Boeing kaufte 8,6 Millionen Aktien im Gesamtwert von drei Milliarden Dollar zurück.
Für das Gesamtjahr erhöhte der Flugzeugbauer seine Umsatzprognose leicht von 96 bis 98 Milliarden auf 97 bis 99 Milliarden Dollar. Der Konzern begründete die neue Umsatzprognose mit höheren Service-Erlösen und einem stärkeren Rüstungsgeschäft. Die vor drei Monaten erhöhte Gewinnprognose für das Gesamtjahr bestätigte Boeing. Der Konzern rechnet für 2018 mit einem Ergebnis je Aktie von 16,40 bis 16,60 Dollar. Auf bereinigter Basis soll das Ergebnis je Aktie 14,30 bis 14,50 Dollar erreichen. (Lesen Sie hier den gesamten Report im Original.)
Margen im Rüstungsgeschäft werden sinken
Für Verstimmung an der Börse sorgte jedoch die Nachricht, dass die Prognose der Margen im Verteidigungsgeschäft leicht gesenkt wird. Man verwies auf höhere Kosten für das in der Entwicklung befindliche Tankflugzeug KC-46 für die US Air Force. Der Boeing-Kurs rutschte vorbörslich in den USA um rund drei Prozent ab. Im deutschen Handel fiel der Boeing-Kurs von 307,50 Euro (vor Bekanntgabe des Reports) zeitweilig unter die 300-Euro-Marke.
Aktie weiterhin aussichtsreich
Die Boeing-Aktie dürfte in den kommenden Wochen und Monaten jedoch weiter steigen. DER AKTIONÄR bleibt bei seinem längerfristigen Kursziel von 355 Euro mit einer Stopp-Loss-Marke bei 235 Euro. In der vergangenen Woche war die Airshow im englischen Farnborough mit einem Rekordauftragsvolumen zu Ende gegangen. Boeing sackte Bestellungen und Vorverträge für knapp 100 Milliarden Dollar ein. Der Auftragsbestand beträgt damit rund 488 Milliarden US-Dollar, darunter fast 5.900 kommerzielle Flugzeuge. Allein in diesem Jahr dürften 810 bis 815 Zivilflugzeuge ausgeliefert werden.