Die US-Börsen sind am Mittwoch vor der Veröffentlichung des jüngsten Notenbank-Protokolls freundlich in den Handel gestartet. Doch rasch bröckelten die Gewinne wieder ab. Rezessionsängste sorgen nach wie vor für hohe Nervosität und eine insgesamt gedrückte Stimmung. Dazu trugen auch die etwas besser als erwartet ausgefallenen ISM-Daten des Dienstleistungssektors bei.
Der Dow Jones Industrial, der tags zuvor zeitweise unter 30.400 Punkten gerutscht und dann einen Großteil seiner Verluste wettgemacht hatte, tritt auf der Stelle. Im frühen Handel legte er um 0,02 Prozent auf 30.974,29 Punkte zu. Der marktbreite S&P 500 gewinnt 0,07 Prozent auf 3.833,94 Zähler. Der technologielastige Nasdaq 100 stieg zuletzt um 0,06 Prozent auf 11.787,12 Punkte.
Die Helaba verwies darauf, dass die Vorgaben für den ISM Einkaufsmanagerindex Dienste eigentlich negativ gewesen seien. Dennoch gab er im Juni weniger deutlich als prognostiziert nach. Positiv sei zudem, dass er – ebenso wie der viel beachtete ISM für die Industrie – weiter im Wachstumsbereich liege, hieß es. Von daher dürfte allerdings einem weiteren kräftigen Zinsschritt der US-Notenbank (Fed) im Juli kaum noch etwas im Wege stehen. Auch das Sitzungsprotokoll am Abend sollte darauf hinweisen.
Für die Investoren ist das eine zweischneidige Angelegenheit. Sie sind besorgt, dass die aggressiven Zinsschritte der Fed die Wirtschaft abwürgen und in die Rezession treiben könnten. Die Notenbank dagegen sieht sich angesichts der hohen Inflation zum Gegensteuern gezwungen.
Unter den Einzelwerten lohnt der Blick auf den Chipsektor. Bereits am Vortag hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider berichtet, dass die US-Regierung auf ein Exportverbot nach China für bestimmte Anlagen des niederländischen Unternehmens ASML zur Chipproduktion drängt. Dabei geht es um sogenannte DUV-Anlagen, die zwar nicht mehr der neueste Stand der Technik sind, aber zur Produktion vieler Standardelektronikchips für Autos, Smartphones und Roboter eingesetzt werden. Die ASML-Papiere, die bereits am Vortag an der Nasdaq knapp vier Prozent verloren hatten, gaben um weitere 0,5 Prozent nach.
Erneut schwach präsentieren sich die Ölaktien. Chevron notiert mit minus 3,6 Prozent am Dow-Ende. Exxon Mobil gibt sogar mehr als vier Prozent nach.
Amazon sanken um 0,7 Prozent. Im hart umkämpften Geschäft mit Essenslieferungen in den USA bündeln der Branchenriese Just Eat Takeaway und der weltgrößte Internethändler ihre Kräfte. US-Kunden von Amazons Bezahlangebot Prime können ein Jahr lang kostenlos die Abo-Variante des Lieferdienstes Grubhub nutzen, bei der die Zustellgebühren entfallen. Auch sicherte sich Amazon über Optionen einen Anteil von bis zu 15 Prozent an Grubhub.
Die Aktien der Sabre Corp gewannen 3,8 Prozent und profitierten damit von einer positiven Studie der Bank of America. Die Aktie des Anbieters technischer Lösungen für die Reise- und Tourismusindustrie sei in den vergangenen drei Monaten kräftig um 44 Prozent gefallen, aber die Fundamentaldaten seien intakt, schrieben die Analysten. Sie stuften das Papier daher von "Underperform" auf "Buy" hoch.