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Blackberry: Kampfansage an Apple, Samsung und Nokia

Blackberry: Kampfansage an Apple, Samsung und Nokia
Foto: Börsenmedien AG
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Alfred Maydorn 31.05.2013 Alfred Maydorn

Der deutsche Firmenchef Thorsten Heins hat den kanadischen Smartphone-Pionier komplett neu aufgestellt und sieht sich gut gerüstet, im hart umkämpften Markt wieder an Boden zu gewinnen. Gelingt dies, hat die Blackberry-Aktie Vervielfachungspotenzial.

Ausgerechnet ein Deutscher trat Anfang 2012 an, den am Boden liegenden kanadischen Smartphone-Pionier Blackberry zu retten, der damals noch Research in Motion hieß. Sein Name: Thorsten Heins. Seine Mission: Einen komplett heruntergewirtschafteten Konzern wieder auf Kurs bringen und an Apple und Samsung verlorengegangene Marktanteile wieder zurückerobern - und Nokia auf Distanz zu halten. Sein Ansatz: Typisch deutsch startete Heins zu einer gründlichen Komplettsanierung des gesamten Konzerns ohne Kompromisse.

Die letzte Chance

Aktionäre und Analysten waren skeptisch, ob es ausgerechnet dem etwas statisch wirkenden Deutschen gelingen kann, die Kanadier wieder auf Kurs zu bringen. Und die negativen Stimmen wurden lauter, als Heins nur wenige Monate nach seiner Amtseinführung einen Quartalsverlust von 500 Millionen Dollar ausweisen musste. Doch damit nicht genug, der neue Blackberry-Chef verschob die eigentlich für Herbst 2012 geplante Einführung des neuen Betriebssystems und der neuen Smartphones auf Anfang 2013.

Der Aktienkurs stürzte auf nur noch sechs Dollar ab. Viele Anleger forderten den Rücktritt von Heins, so etwa der kanadische Hedgefonds-Manager Vic Alboini, der damals rund zehn Prozent der Aktien hielt: Er prognostizierte sogar die Pleite: „Ich glaube, es ist vorbei. Die Tage von Blackberry als Konzern sind gezählt." Heins sei zwar ein guter Ingenieur, habe aber keine Erfahrung mit der Restrukturierung einer Firma.

Alboini hatte sich getäuscht, denn Heins trieb den Umbau des Konzerns mit Hochdruck voran, wollte aber bei der Entwicklung des neuen Systems keinen Schnellschuss riskieren, sondern es ausgereift und voll konkurrenzfähig auf den Markt bringen. Er wusste: Blackberry bleibt nur noch eine einzige Chance.

Startschuss mit Alicia

Im Januar war es dann so weit: Thorsten Heins stellte das neue Betriebssystem BB10 und die beiden neuen Smartphones Z10 und Q10 vor. Eine vollauf gelungene Präsentation, sieht man einmal von Heins etwas unbeholfenen Versuchen ab, so locker und cool rüberzukommen wie Apple-Gründer Steve Jobs. Heins ist eben nicht wie Jobs in Kalifornien aufgewachsen und hat in jungen Jahren mit ein paar Kumpels in einer Garage Computer zusammengeschraubt, sondern ist im niedersächsischen Gifhorn geboren und studierte im biederen Hannover Informatik und Physik.

Zur Kompensation seiner eher überschaubaren Bühnenpräsenz hat sich Heinz die US-Sängerin Alicia Keys an die Seite geholt, eine echte Sympathiebombe. Sie trägt bei Blackberry den Titel „Global Creative Service Director" und soll nicht nur gute Laune verbreiten, sondern Business-Initiativen leiten, um das Markenimage zu stärken. 

Hungrig auf Tasten

Das ist auch nötig, denn Blackberry muss nun schnellstmöglich verloren gegangene Marktanteile zurück­erobern. Im ersten Quartal 2013 waren nur noch rund drei Prozent aller verkauften Smartphones Blackberry-Geräte. Allerdings war in diesem Zeitraum das Modell Z10 erst kurze Zeit und das Q10 mit echter Tastatur noch gar nicht auf dem Markt.

Aber erste Anzeichen deuten auf gute Verkaufszahlen hin. So war das Q10 in Großbritannien in kürzester Zeit ausverkauft - die Briten stehen auf Smartphones mit einer physischen Tastatur. Und nicht nur sie, Millionen von Kunden haben auf ein modernes Tastentelefon gewartet. Daniel S. Mead, Vorstandschef von Verizon, dem größten Mobilfunkkonzern der USA, spricht davon, dass seine Kunden geradezu „hungrig" auf das Q10 seien.  Auch das Z10 verkaufe sich gut.

Beide Geräte erfreuen sich nicht nur bei den Kunden, sondern auch bei den Entwicklern großer Beliebtheit. So sind bereits 120.000 Apps verfügbar. Größtes Plus von Blackberry sind aber der sehr hohe Sicherheitsstandard und die mögliche Trennung zwischen privater und beruflicher Nutzung der Blackberry-Smartphones.

Erst der Anfang

Blackberry will vor allem verloren gegangene Business-Kunden zurückgewinnen. Eine der ersten neuen Kundinnen war übrigens Angela Merkel. Die Hälfte der 10.000 von der Bundesregierung bestellten neuen Smartphones werden Blackberry-Geräte sein. Besonders aussichtsreich ist das neue Blackberry-Enterprise-System, mit dem Unternehmen nicht nur Blackberry-Smartphones in das Firmennetzwerk einbinden können, sondern auch Geräte der Konkurrenz, etwa von Apple oder Samsung.

Und Heins hat sein Pulver noch längst nicht verschossen. Gerade wurde mit dem Modell Q5 eine abgespeckte und günstigere Variante des Q10 veröffentlicht, die in Schwellenländern verkauft werden soll, zwei weitere Modelle sollen noch in diesem Jahr folgen.

Wenn es Blackberry lediglich gelänge, seinen Marktanteil von drei Prozent im laufenden Geschäftsjahr zu halten, dann entspräche dies rund 30 Millionen verkauften Smartphones. Bei einer Nettomarge von rund 80 Dollar pro Gerät wären das 2,4 Milliarden Dollar Gewinn. Würde man nun ein relativ niedriges KGV von 10 ansetzen, dann läge die faire Bewertung von Blackberry bei 24 Milliarden Dollar. Tatsächlich wird das Unternehmen an der Börse aber nur mit 7,4 Milliarden Dollar bewertet, von denen knapp drei Milliarden vom Cash abgedeckt werden.

Spekulation des Jahres

Thorsten Heins hat Blackberry bestens positioniert, um wieder aufschließen zu können. Die Aktie hat noch nicht ausreichend darauf reagiert. Blackberry ist die wohl interessanteste Turnaround-Spekulation des Jahres. Das Kursziel liegt bei 21 Euro, zur Absicherung sollte bei 8,30 Euro ein Stopp platziert werden.

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