Der Bitcoin meldet sich mit altbekannter Volatilität zurück. Während der Kurs noch vor einigen Wochen um weniger als 100 Dollar geschwankt hat, gibt es Bewegungen dieser Größe jetzt mehrmals am Tag. Auch das Volumen ist sehr hoch. Vergangene Woche betrug das Handelsvolumen an einem Tag sogar fast 23 Milliarden Dollar. Das war das zweithöchste je gemessene Volumen auf Coinmarketcap. Wie geht es weiter?
Bis zuletzt befand sich der Bitcoin in einem aufsteigenden Dreieck (siehe Grafik unten). Der Widerstand lag bei rund 5.350 Dollar, während der Bitcoin auf der Unterseite eine Serie von höheren Tiefs formte, wobei bisher jede größere Abwärtsbewegung eindrucksvoll wieder aufgekauft wurde.
Am Mittwochabend kam es dann endlich zu einem Ausbruch nach oben, jedoch handelte es sich dabei um einen Fehlausbruch. Diese sind beim Bitcoin in den letzten Jahren immer häufiger zu sehen. Doch wie kommen diese eigentlich zustande? Größere Marktteilnehmer drücken den Preis langsam über das lokale Hoch bei 5.350 Dollar. Sobald sich der Preis darüber befindet, läuft der Rest quasi von selbst. Über dem Hoch haben nämlich viele Shortseller ihre Stopps platziert. Um ihre Shorts zu verlassen, müssen sie zurückkaufen, was den Preis weiter nach oben treibt.
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Der Bitcoin schaffte es so in der Spitze bis auf 5.475 Dollar und verweilte dann gut zwei Stunden im Bereich der 5.400 Dollar Marke. Kurze Zeit später ging es dann allerdings postwendend fünf Prozent abwärts bis auf 5.100 Dollar, wo die Trendlinie des aufsteigenden Dreiecks erneut als Unterstützung diente und von den Bullen bis auf 5.300 Dollar aufgekauft wurde. Am Donnerstagmorgen kam es dann schlussendlich doch zum Bruch der Trendlinie. Der Preis pendelt sich derzeit bei etwas über 5.000 Dollar ein, es gab aber bereits kurzfristige Abwärtsbewegungen bis zu 4.920 Dollar.
Gab es Anzeichen für die 10-prozentige Abwärtsbewegung?
Charttechnisch sah der Chart bis dahin sehr bullish aus. Wie bereits oben erwähnt: Höhere Tiefs und das aufsteigende Dreieck sind an sich eher bullishe Chartmuster, da die Wahrscheinlichkeit nach oben auszubrechen höher ist. Außerdem konnte man sich seit einer Woche klar über der psychologisch wichtigen 5.000-Dollar-Marke halten. Der Chart an sich gab also nicht viele bearishe Signale, abgesehen davon, dass nach so einer starken Aufwärtsbewegung natürlich irgendwann eine Korrektur erwartet wird. Konkreter wird es, wenn Divergenzen beim Volumen und beim RSI (Relative Strength Index) betrachtet werden.
Divergenz heißt in diesem Fall, dass der Wert des RSI sinkt, während der Preis weiter steigt, was allgemein als bearishes Signal gilt. Das gleiche Prinzip kann für das Volumen angewendet werden. Das Volumen ging weiterhin nach unten, während der Bitcoin-Preis weiter stieg. Insofern ja, es gab durchaus Anzeichen, dass das bullishe Momentum demnächst einen Rücksetzer erfährt.
So geht es weiter
Schließt der Bitcoin unter 5.000 Dollar, sieht es eher düster aus. Dann muss ein Auge auf den Bereich von 4.700 bis 4.800 Dollar gelegt werden. Der Schlüssel für eine bullishe Fortsetzung liegt darin, über 4.650 Dollar zu bleiben, da viele Trader ihre Stopps darunter haben. Sollte es unter 4.650 Dollar gehen, könnte es wegen Stopp-Orders, Liquidierungen und Breakout-Trader ganz schnell in Richtung 4.400 bis 4.200 gehen. Denn abgesehen von 4.530 Dollar gibt es dazwischen keine große Unterstützung mehr. Auch was Kerzen betrifft, hat der Bitcoin auf dem Tageschart eine eher bearishe Kerze geformt, die dem Bearish-Engulfing-Muster entspricht. Das heißt, dass der Körper der roten Tageskerze den Körper der vorherigen Kerze umschließt. Im aktuellen Fall umschließt er sogar die Körper der fünf vorherigen.
Bevor wir allerdings weitere Bewegungen nach unten sehen, wird ein Test der 5.140 bis 5.180er Zone erwartet. Denn das ist die Zone, von der wir abprallen müssen, um weiter Richtung Süden vorzudringen. Falls das bullishe Momentum aber überwiegt und wir über die Zone springen, stehen die Chancen auf ein neues Jahreshoch gut.
Hinweis auf Interessenkonflikt:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation resultierende Kursentwicklung profitieren: Bitcoin.
Autor Simon Seeser hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Bitcoin.