Nach erfolgreichen Studiendaten will der Pharma- und Agrochemikonzern Bayer einen neuen Bluter-Wirkstoff auf den bedeutenden US-Markt bringen. Für BAY94-9027 wurde die Zulassungsantrag bei der amerikanischen Gesundheitsbehörde zur Behandlung von Hämophilie A bereits eingereicht. Nach Kogenate und Kovaltry, die dem Konzern 2016 fast 1,2 Milliarden Euro in die Kassen spülten, wäre es das dritte Mittel von Bayer. Im Vergleich zu bereits vermarkteten Produkten hat das neue Mittel den Vorteil, dass es weniger häufig verabreicht werden muss. Die jüngsten Studien zeigten, dass BAY94-9027 auch bei größeren Dosierungsintervallen von bis zu sieben Tagen vor Blutungen schütze.
"Seit der Einführung von Kogenate vor rund 25 Jahren haben wir uns verpflichtet, das Krankheitsmanagement für Menschen mit Hämophilie A kontinuierlich zu verbessern", sagte Dr. Jörg Möller, Mitglied des Executive Committees der Pharmaceuticals Division der Bayer AG und Leiter der Entwicklung. "Die Einreichung von BAY94-9027 bringt uns einen Schritt näher an unser Ziel, eine Therapie anzubieten, die Menschen mit Hämophilie A mit einem aktiven Lebensstil zusätzliche Vorteile bietet."
Hämophilie betrifft fast 400.000 Menschen weltweit. Es handelt sich fast immer um eine vererbte Störung der Blutgerinnung, bei der eines der für die Bildung von Blutgerinnseln verantwortlichen Proteine fehlt oder fehlerhaft gebildet wird. Die Standardbehandlung für Hämophilie A ist eine Faktor VIII Ersatz- bzw. Substitutionstherapie. Der Gerinnungsfaktor muss regelmäßig in die Vene des Patienten injiziert werden, damit die Faktorkonzentration im Blut hoch genug bleibt, um Blutungen in Gelenken, Muskeln oder Organen zu vermeiden. Die kurze Halbwertzeit der meisten derzeit vermarkteten FVIII Produkte erfordert eine Substitution entweder alle zwei Tage oder drei Mal die Woche. BAY94-9027 ist durch eine spezifische PEGylierung so konzipiert, dass sich die Wirkdauer im Körper verlängert, während die vollständige Blutgerinnungsaktivität erhalten bleibt. Dabei wird das PEG-Molekül (Polyethylenglycol) an eine bestimmte Stelle des modifizierten Faktor-VIII-Proteins gebunden. PEGylierung ist eine Technologie zur Verlängerung der Wirkung eines Arzneimittels im Blutkreislauf.
200-Tage-Linie im Fokus
Zuletzt mussten die Aktionäre von Bayer große Schwankungen hinnehmen. Im Zuge einer Umsatz- und Gewinnwarnung verlor das Papier seit Ende Juni deutlich an Wert. Kurzzeitig rutschte die Bayer-Aktie sogar unter die wichtige Unterstützung in Form der 200-Tage-Linie. Diese konnte zuletzt zwar zurückerobert werden, deutlich nach oben absetzen konnte sich die Bayer-Aktie jedoch nicht. DER AKTIONÄR favorisiert derzeit insbesondere wegen der Monsanto-Problematik im DAX andere Werte und rät weiter, bei Bayer außen vor zu bleiben.