An der Spitze des Bayer-Kontrollgremiums gibt es einen Wechsel: Der langjährige Aufsichtsratschef des Agrarchemie- und Pharmakonzerns, Werner Wenning, hat seinen Rücktritt angekündigt. Der ehemalige Manager des Wirtschaftsprüfers PricewaterhouseCoopers, Norbert Winkeljohann, werde mit Ablauf der Hauptversammlung Ende April auf Werner Wenning als Vorsitzender des Aufsichtsrats folgen, teilte Bayer am Mittwoch mit.
Der 73 Jahre alte Wenning, einst selbst Vorstandsvorsitzender von Bayer, leitet den Aufsichtsrat seit 2012 und ist eigentlich bis zum Jahr 2022 gewählt. Er hatte Bayer-Chef Werner Baumann beim umstrittenen Kauf des US-Saatgutkonzerns Monsanto Rückendeckung gegeben. Bayer hatte sich mit Monsanto enorme Rechtsrisiken ins Haus geholt. In den USA gibt es mittlerweile Zehntausende Klagen wegen angeblicher Krebsrisiken des Unkrautvernichters Glyphosat. Analysten rechnen mit einem milliardenschweren Vergleich zwischen Bayer und den Klägern.
Die Rücktrittsankündigung von Wenning kommt einen Tag vor der Veröffentlichung der Geschäftszahlen für 2019. Der wichtigere Termin in der Causa Glyphosat könnte aber die Hauptversammlung Ende April werden. Sollte Konzernchef Werner Baumann das Thema bis dahin nicht vom Tisch haben, könnte sein Stuhl angesichts einer womöglich erneut drohenden Nichtentlastung durch die Aktionärsversammlung wackeln.
Für den Baader-Bank-Analysten Markus Mayer könnte der Rücktritt ein Zeichen sein, dass Wenning für das schlechte Abschneiden auf der Hauptversammlung 2019 die Verantwortung übernimmt, um so Druck von Baumann zu nehmen. Allerdings könnte der Rücktritt auch ein Hinweis auf weitere Veränderungen an der Spitze des Konzerns sein, schreibt Mayer. So verliere Werner Baumann einen seiner wichtigsten Unterstützer. Seine Zukunft könne nun stark von der Kursentwicklung der Aktie nach einem Glyphosat-Vergleich abhängen. Und dieser wird noch vor der Hauptversammlung erwartet.
Die Aktie von Bayer hat in den vergangenen Tagen deutlich korrigiert, kann sich aber noch über der 200-Tage-Linie behaupten. Im Fokus steht ganz klar weiterhin die Causa Glyphosat. Bis hier eine konkrete Lösung vorliegt, bleibt die Aktie sehr spekulativ.
(Mit Material von dpa-AFX)