Die Sachkenner des Frankfurter Börsenbrief erinnern an eine Personalie bei der Bayer AG. Seit dem 1. Mai ist Werner Baumann Vorstandsvorsitzender des Pharma- und Chemiekonzerns. Beginnt er mit einem Riesenpaukenschlag? Inzwischen bestätigte Bayer offiziell, mit dem Management von Monsanto über eine einvernehmliche Übernahme gesprochen zu haben. Der Aktienkurs des US-Saatgut-Konzerns ist im vergangenen Jahr von 125 auf gut 80 Dollar abgesackt und die Anteile kosten auch jetzt noch weniger als 100 Dollar. Andererseits steht Monsanto unter Druck: Christian Grefe schrieb im April vergangenen Jahres in der „Zeit“, Monsanto sei über Jahrzehnte „mit dem Raubbau in der Landwirtschaft gewachsen“ und die Geschäftspraktiken seien rabiat. In den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres sank der Umsatz um 16 Prozent. Der Gewinn halbierte sich im Jahresvergleich sogar.
Bevor Baumann Vorstandsvorsitzender von Bayer wurde, war er Finanzvorstand und als Vorstand auch für Strategie und Portfolio-Management verantwortlich. Im vergangenen Jahr stiegen der Umsatz von Bayer um 12,1 Prozent und der Gewinn um 20 Prozent. Die Geschäftsentwicklung im ersten Quartal des laufenden Jahres war ebenfalls gut. Baumann ist ein erfolgreicher Manager und seit der Übernahme von Schering durch Bayer erfahren bei der Eingliederung von großen Konzernen. Bayer möchte grundsätzlich im sogenannten „Life-Science-Geschäft“ wachsen. Dazu gehört die Vorbeugung, Linderung und Heilung von Krankheiten, aber eben auch die Verbesserung der Versorgung mit Nahrungs- und Futtermitteln beziehungsweise auch pflanzlichen Rohstoffen. Die Agrarsparte „CropScience“ trug im vergangenen Jahr etwa 23 Prozent zum Konzernumsatz bei. Bayer möchte in diesem Segment offensichtlich klotzen statt kleckern.
Falls Bayer Monsanto kauft, könnte das aus wirtschaftlicher Sicht und langfristig sinnvoll sein. Doch unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten dürfte Bayer ein Schritt zurück machen. Deshalb sollten Anleger ihre Bayer-Aktien verkaufen.