Fusionsrekord in der Chemie: Angetrieben von Mega-Deals ist das Volumen der Fusionen und Übernahmen in der Branche im ersten Halbjahr auf 136,7 Milliarden Dollar in die Höhe geschnellt, wie aus einer Studie der Wirtschaftsprüfer von Price Waterhouse Coopers (PWC) hervorgeht, die der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am Sonntag vorlag. Das war gut ein Drittel mehr als ein Jahr zuvor.
So hoch war das Volumen in einem Halbjahr bisher noch nie. Auch die Ergebnisse der Gesamtjahre 1998 bis 2014 wurden übertroffen. Nur 2015 war mit dem Rekord von 230 Milliarden Dollar ein höheres Volumen umgewälzt worden. Sollte der bisherige Trend anhalten, könnte 2016 laut PWC zum Jahr mit den teuersten Firmenübernahmen in der Branche werden, unter anderem wegen der geplanten Übernahme des US-Saatgutspezialisten Monsanto durch den Pharma- und Agrochemiekonzern Bayer.
"Europa hat im ersten Halbjahr 2016 ein fulminantes Comeback hingelegt", sagte PWC-Partner Volker Fitzner. So habe sich der Anteil der Transaktionen mit europäischer Beteiligung im Vergleich zum Vorjahr von sechs auf rund 16 Prozent fast verdreifacht. Der europäische Beitrag zum globalen Übernahmevolumen liege mit 80 Prozent sogar noch deutlich höher, erklärte er.
Insgesamt ging die Zahl der Transaktionen in der Chemieindustrie von Januar bis Ende Juni im Jahresvergleich aber um elf Prozent auf 89 Stück zurück. Nahezu die Hälfte aller Chemie-Deals wurde laut der Studie innerhalb Chinas angekündigt und vollzogen. Peking treibe die Konsolidierung der Industrie voran und wolle konkurrenzfähige Großkonzerne schaffen, sagte Fitzner.
Große Bewegung am Agrarchemiemarkt
Ausschlaggebend für den Fusionsrekord im ersten Halbjahr waren laut PWC mehrere große Deals. So wäre der Kauf von Monsanto durch Bayer mit einem geplanten Volumen von 62 Milliarden Dollar der größte Zukauf eines deutschen Unternehmens im Ausland. Auch außerhalb von Deutschland ist viel Bewegung: So will etwa der chinesische Chemiekonzern ChemChina den Schweizer Agrarchemie-Anbieter Syngenta für 43 Milliarden Dollar schlucken. In den USA planen die Konkurrenten Dow Chemical und Dupont eine Mega-Fusion. Ihre Verschmelzung würde erst einmal den Branchenprimus BASF vom Thron stoßen. Allerdings wollen sich die beiden US-Konzerne nach der geplanten Fusion in drei börsennotierte Unternehmen aufspalten. "Die Ankündigung der Mega-Fusion zwischen Dow Chemical und Dupont im vergangenen Jahr hat die Branche in Bewegung versetzt", erklärte Fitzner. Bis zum Ende des Jahres sei auf dem Fusions- und Übernahmemarkt mit einer "weiterhin hohen Dynamik" zu rechnen.
Insbesondere beim Übernahmebegehren von Bayer bleibt es spannend. Zuletzt konnte sich die Aktie von der großen Korrekturbewegung in den vergangenen Wochen etwas erholen. Am Montag gewinnt das Papier 0,3 Prozent auf 90,97 Euro. Damit notiert der Wert nur knapp unter der wichtigen Widerstandszone im Bereich von 91 bis 95 Euro. Bei rund 105 Euro verläuft die 200-Tage-Linie. Eine technische Erholung bis in diesen Bereich ist weiterhin durchaus möglich. Mittelfristig bleibt die Aktie von Bayer aber ein Verkaufskandidat.
(Mit Material von dpa-AFX)