Bayer hat sich mit der Übernahme von Monsanto Prozessrisiken eingekauft. Wenige Tage nach dem Vollzug beginnt bereits der Ärger in den USA: Vor einem US-Gericht muss sich der neue Saatgutriese wegen angeblich verschleierter Krebsrisiken des Unkrautvernichters Roundup – in dem der Wirkstoff Glyphosat vorkommt – verantworten. Dies könnte jedoch erst die Spitze des Eisberges sein.
Im Konkreten findet der Prozess im kalifornischen San Francisco statt, bei der der 46-jährige Dewayne Johnson gegen Monsanto, jetzt zum Bayer-Konzern gehörig, klagt. 2014 diagnostizierten Ärzte bei ihm Lymphdrüsenkrebs – er macht Roundup dafür verantwortlich. Dass diese Verhandlung als erstes stattfindet, liegt am Gesundheitszustand des Klägers. Johnson liegt bereits im Sterben und hat daher das Recht auf eine raschen Prozessbeginn.
Krebserregend ja oder nein
Immer wieder gibt es heiße Debatten um Glyphosat. Einerseits beruft sich Monsanto auf "mehr als 800 wissenschaftliche Studien, die US-Umweltbehörde EPA, die Nationalen Gesundheitsinstitute und Aufseher weltweit". Sie alle seien zu dem Schluss gekommen, dass Glyphosat sicher sei und es keinen Krebs verursache. Man habe Mitgefühl mit jedem, der an Krebs leide, aber "der wissenschaftliche Befund zeigt klar, dass Glyphosat nicht die Ursache war". Allerdings zeigt beispielsweise die Dokumentation "Roundup – der Prozess" auch Beispiele, dass Glyphosat durchaus Ursache für lebensbedrohliche Erkrankungen sein kann. Kein Wunder, dass die Internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation (WHO) den Unkrautvernichter 2015 als "wahrscheinlich krebserregend" für Menschen eingestuft hat.
Seitenlinie
DER AKTIONÄR bleibt auch nach der erfolgreichen Übernahme skeptisch für die Bayer-Aktie gestimmt. Der erste Prozess in den USA unterstreicht das hohe Risiko, welches sich die Leverkusener für 66 Milliarden Dollar einverleibt haben. Weitere könnten eine Klagewelle auslösen. Auch das Chartbild lädt aktuell nicht zum Einstieg ein. Anleger bleiben an der Seitenlinie.