In San Francisco ist ein weiterer wichtiger Glyphosat-Prozess in die entscheidende Phase eingetreten. Kläger ist der vor gut vier Jahren an Lymphdrüsenkrebs erkrankte Edwin Hardeman, der das glyphosathaltige Unkrautvernichtungsmittel Roundup für seine Erkrankung verantwortlich macht. Vertreten wird Hardeman von der Anwältin Aimee Wagstaff. Die Entscheidung der Geschworenen könnte für den weiteren Verlauf der Bayer-Aktie richtungsweisend sein.
Kläger war Roundup stark ausgesetzt
Edwin Hardeman leidet an einem Non-Hodgkin-Lymphom, ebenso wie der erste Kläger Dewayne Johnson. Wagstaff monierte, dass die bisherigen Studien kein vollständiges Bild zu den Risiken des Herbizids Glyphosat liefern würden. Zudem machte sie darauf aufmerksam, dass ihr Mandant dem Unkrautvernichter Roundup stark ausgesetzt gewesen war, da er das Mittel in einem Zeitraum von 26 Jahren mehr als 300 Mal angewendet habe. Die Anwältin führte weiter aus: „Die Dosis macht das Gift“ sagte sie. „Je mehr man es anwendet, desto höher das Risiko.“
Beide Seiten führen Argumente an
Wagstaff hatte die Jury aufgefordert, alle Studien zu Glyphosat zu berücksichtigen, auch die an Nagetieren und Zellkulturen erstellten. Ihrer Auffassung zufolge zeigen diese Erhebungen ein erhöhtes Krebsrisiko. Bayer-Anwalt Brian Stekloff sagte, die Ursache für Hardemans Krankheit und für den Lymphdrüsenkrebs Non-Hodgkin-Lymphom allgemein sei unbekannt. „Niemand kann die Ursache nennen“, sagte er. Bei Hardeman gebe es andere Risikofaktoren wie sein hohes Alter und eine Hepatitis-Erkrankung.
Bayer sieht sich bezüglich Glyphosat mit etwa 11.200 Klagen konfrontiert. Aimee Wagstaff vertritt mit ihrer Kanzlei insgesamt etwa 4.000 Kläger. Neben dem Fall Hardeman ist auch für einen anderen Mandanten schon ein Prozess angesetzt, im Oktober 2019 im Bundesstaat Montana. Es ist jedoch denkbar, dass Wagstaff schon vorher weitere Prozesstermine erhält.
Erholung bis 85 Euro oder Verfall auf neue Tiefs
Auch aus charttechnischer Sicht könnte es für die Bayer-Aktie demnächst zu einer wichtigen Entscheidung kommen: Kann die Unterstützung bei 60 Euro verteidigt werden, könnte der Titel seine Gegenbewegung bis in den Bereich 80/85 Euro fortsetzen. Fällt die Bayer-Aktie hingegen unter diese Marke, würden neue Mehrjahrestiefs drohen. Angesichts des ungewissen Ausgangs der nächsten Glyphosat-Prozesse halten sich vorsichtige Anleger von den Papieren des Health-Care-Konzerns weiter fern.