Die Bayer-Aktie ist am Donnerstag nach der angekündigten Abspaltung der Kunststoffsparte MaterialScience rasant gestiegen. Die Papiere erklommen erreichten zwischenzeitlich ein Rekordhoch von 112,95 Euro und schlossen 6,17 Prozent höher bei 112,70 Euro. Damit waren sie unangefochtener Spitzenreiter im DAX, der ein Plus von 1,4 Prozent verzeichnete. Die Mitteilung sorgte auch europaweit für Fantasie unter den Chemieaktien. So gewann der Branchenindex Stoxx 600 Chemicals an der Spitze des Sektortableaus mehr als zwei Prozent. Analysten bewerteten die Entscheidung hingegen uneinheitlich.
Konzentration auf lukrative Bereiche
Der Pharma- und Chemiekonzern will sich künftig auf die lukrativeren Segmente Pharma und Agrochemie konzentrieren und MaterialScience an die Börse bringen. Dieser Bereich wird von Analysten mit 10 bis 11 Milliarden Euro bewertet. Allerdings gilt das Geschäft mit hochwertigen Polymer-Werkstoffen als konjunkturanfällig und war seit Jahren Gegenstand von Verkaufsspekulationen. Die Musik spielt derzeit im Pharmasegment: Weltweit überschlugen sich die Pharmariesen in diesem Jahr geradezu mit Übernahmeangeboten. Die Fantasie der Anleger trieb auch die Aktienkurse deutlich in die Höhe.
Einmal „Kaufen“, zweimal „Halten“
Analyst Daniel Wendorff von der Commerzbank sprach von einem positiven Schritt. Mit einem Verkauf des Kunststoffgeschäfts würde sich der Konglomeratsabschlag der Aktie reduzieren oder gar wegfallen. Er bestätigte deshalb seine Kaufempfehlung für die Titel der Leverkusener und hält am Kursziel von 114 Euro fest.
Dagegen sieht Analystin Marietta Miemietz von der Investmentbank Equinet in einer Abspaltung von MaterialScience kein signifikantes Aufwärtspotenzial für die Bayer-Papiere. Immerhin sei über diesen Schritt bereits länger spekuliert worden. Sie behielt ihre neutrale Einstufung der Aktie bei und bestätigte das Kursziel von 96 Euro.
Das Analysehaus S&P Capital IQ hat das Kursziel für Bayer nach dem angekündigten Börsengang der Kunststoff-Sparte von 108 auf 116 Euro angehoben, die Einstufung aber auf "Hold" belassen. Die geplante Transaktion sei positiv, da MaterialScience es nicht geschafft habe, die Kapitalkosten zu verdienen, schrieb Analyst Carl Short in einer Studie vom Donnerstag.
Charttechnischer Ausbruch
DER AKTIONÄR schließt sich dem positiven Votum der Commerzbank an. Die Abspaltung der Chemiesparte und die Konzentration auf das stark laufende Pharmageschäft sowie das stetig wachsende Agrarsegment sind durchaus sinnvoll. Mit dem charttechnischen Ausbruch über das bisherige Allzeithoch hat das Bayer-Papier ein klares Kaufsignal generiert. Es ist nicht auszuschließen, dass Bayer nun noch einmal das Ausbruchsniveau testet, spätestens dann sollten Anleger bei der Aktie zugreifen. Der Stopp sollte bei 90,00 Euro belassen werden.
(Mit Material von dpa-AFX)