Es ist seit 2022 ein mittlerweile fast üblicher Reflex: Wird es in Deutschland kalt, blickt man angesichts des Wegfalls russischer Gaslieferungen schnell auf die Gasreserven des Landes. Dies dürfte in den Vorstandsetagen der Chemieriesen Evonik und BASF ähnlich sein. Doch es besteht durchaus Grund zur Gelassenheit.
Denn zwar greift Deutschland aktuell wegen des eisigen Wetters auf seine Gasreserven zurück. Der Bundesnetzagentur zufolge ist dies aber "kein Grund zur Sorge". "Wegen der kalten Temperaturen wird seit einigen Tagen Gas ausgespeichert. Da es laut Wetter-Prognosen noch einige Tage kalt bleiben soll, dürfte auch weiter Gas ausgespeichert werden", sagte der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, der "Rheinischen Post" (Donnerstag).
Er betonte aber, dass die Speicher in Deutschland mit 88,8 Prozent sehr gut gefüllt seien. "Auch an den Gasmärkten sind die Teilnehmer entspannt: Die Preise sind in den vergangenen Tagen sogar leicht gefallen, kalte Phasen wie jetzt sind eingepreist."
Mit Blick auf die nächsten Wochen sagte Müller: "Eine Gasmangellage ist unwahrscheinlich. Schwierig wäre es nur, wenn es über viele Wochen sehr kalt wäre und Probleme bei der Gasversorgung etwa unserer Nachbarn hinzukämen." Der Behörden-Chef rät dennoch zur Sparsamkeit: "Trotzdem ist es gut, weiter Gas zu sparen - auch für den eigenen Geldbeutel."
Bereits am Mittwoch hatte Müller mit Blick auf die Versorgungssicherheit betont, die Gasspeicher in Deutschland seien immer noch sehr gut gefüllt. Trotz einer Reihe wirklich kalter Tage mit hohem Gasverbrauch sei die Bundesnetzagentur "sehr optimistisch, was die Gasversorgung in diesem Winter angeht", hatte er in Erfurt gesagt.
Indes hat das US-Analysehaus Bernstein Research hat die Einstufung für Evonik auf "Outperform" mit einem Kursziel von 21 Euro belassen. Eine Erholung der Chemiebranche dürfte sich langwierig gestalten, es sei keine starke Nachfragebelebung zu erwarten, schrieb Analyst Gunther Zechmann in einem am Mittwoch vorliegenden Branchenausblick auf 2024. Allerdings lasse auch der Kostendruck angesichts fallender Rohstoffkosten nach. Frühzyklische Werte wie BASF empfiehlt er zu meiden. Daher stuft er die Anteile des weltgrößten Chemieproduzenten lediglich mit "Underperform" ein und belässt das Kursziel bei 39 Euro.
Bezüglich der Gasversorgung besteht aktuell kein Grund zur Besorgnis. Dass die Weltkonjunktur aber weiterhin einfach nicht in Schwung kommt, dürfte die Kurse von BASF und Evonik weiter belasten. Mutige können angesichts der historisch günstigen Bewertung der beiden Dividendentitel aber nach wie vor auf eine Erholung im Börsenjahr 2024 setzen. Die Stoppkurse sollten bei 36,00 Euro (BASF) beziehungsweise 15,0 Euro (Evonik) belassen werden.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: BASF.
Mit Material von dpa-AFX