Die Experten der britischen Großbank Barclays haben den Chemiesektor wieder einmal genauer unter die Lupe genommen. Doch anders als viele ihrer Kollegen werden die Analysten von Barclays nun skeptischer. Noch in der Vorwoche hatte etwa das ifo-Institut noch erklärt: "Die Zuversicht der deutschen Chemiebranche kehrt zurück".
Doch Barclays-Analyst Alex Stewart erklärte in einer am Montag veröffentlichten Studie, dass erstmals im laufenden Jahr die Preishandelsspannen für petrochemische Produkte im Mai auf sinkende operative Ergebnisschätzungen (EBITDA) für den Chemiekonzern BASF hindeuteten. Er senkte deshalb seine EBITDA-Prognosen für das laufende sowie auch das kommende Jahr um jeweils vier Prozent. Für Konkurrent Covestro senkte er seine Schätzung für 2024 um 16 Prozent, hob sie aber für 2025 um ein Prozent an. Stewart bevorzugt Covestro gegenüber BASF. Denn trotz der Übernahmegespräche mit Adnoc wiesen Covestro keine Prämie auf, betonte er.
Die Anteilscheine des weltgrößten Chemiekonzerns BASF stuft Stewart unverändert mit "Equal-weight" ein und beziffert das Kursziel nach wie vor auf 57,00 Euro. Bei den Papieren von Covestro sieht er den fairen Wert weiterhin bei 61,00 Euro. Sein Anlagevotum für die DAX-Titel lautet dementsprechend unverändert "Overweight".
Der Kommentar von Barclays ist natürlich ein kleiner Dämpfer, nachdem in der Vorwoche noch das ifo-Institut für etwas Optimismus gesorgt hatte. So sehen die Experten eine anziehende Nachfrage und besser gefüllte Auftragsbücher - wenngleich noch auf niedrigem Niveau. Für die nächsten Monate planten die ersten Firmen auch mit steigenden Verkaufspreisen. Zudem habe auch die Stabilisierung bei den Energie- und Rohstoffpreisen zum Anziehen der Chemiekonjunktur beigetragen, sagte Wolf, ebenso wie der Rückgang der Inflation, positive Exporterwartungen und die allgemeine konjunkturelle Erholung.
Die Skepsis von Barclays spiegelt sich aktuell in den zuletzt etwas schwächelnden Kursen von BASF und Covestro wider. Grund zu erhöhter Sorge gibt es allerdings nicht. Wer die beiden DAX-Titel im Depot hat, kann weiterhin investiert bleiben. Die Stoppkurse sollten bei 39,00 Euro (BASF) beziehungsweise 44,00 Euro (Covestro) belassen werden.
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Mit Material von dpa-AFX