In den vergangenen beiden Jahren hatten die deutschen Chemieriesen BASF, Covestro und Evonik damit zu kämpfen, dass die Energiekosten im Zuge der russischen Invasion in der Ukraine kräftig gestiegen sind. Dieser Schock ist zwar verdaut, doch aktuell belastet die weiterhin schwächelnde Weltkonjunktur. Und nun drohen an anderer Stelle höhere Kosten.
So wurde am Dienstag bekannt, dass die Gewerkschaft IG BCE mit der Forderung nach sechs bis sieben Prozent mehr Geld in die bevorstehende Chemie-Tarifrunde ziehen will. Die Bundestarifkommission der Chemie-Gewerkschaft muss zwar den Vorschlag im April nach Beratungen an der Basis noch absegnen, doch dieser Schritt gilt in der Regel eher als Formsache. Die Verhandlungen würden dann kurz darauf beginnen.
"Dies ist eine Forderungsempfehlung mit Maß und Mitte", sagte IG-BCE-Tarifvorstand und Chemie-Verhandlungsführer Oliver Heinrich. "Sie überfordert auf Unternehmensseite niemanden - aber hilft auf Belegschaftsseite vielen." Die rund 585 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Branche müssten durch eine nachhaltige Erhöhung der Entgelte von den Folgen der Inflation entlastet werden.
Der Arbeitgeberverband BAVC wies die Forderung umgehend als überhöht zurück. "Die Forderungen der IG BCE für die kommende Tarifrunde sind weder krisengerecht noch finanzierbar", sagte Hauptgeschäftsführer Klaus-Peter Stiller. Produktion und Umsatz der Branche seien zuletzt deutlich gesunken, und auch in diesem Jahr sei kein Wachstum in Sicht. "2024 steuert die Chemie auf eine Krisen-Tarifrunde zu", sagte Stiller. "Wo keine Zuwächse sind, können wir auch keine verteilen."
Neben Lohnforderungen will die Gewerkschaft Vorteile für Ihre Mitglieder im Tarifvertrag festschreiben. Denkbar seien etwa ein besserer Kündigungsschutz für Gewerkschaftsmitglieder oder höhere Zuschüsse zu Kranken- oder Kurzarbeitergeld, hieß es. Dadurch will die Gewerkschaft die Mitgliedschaft attraktiver machen.
Der Arbeitgeberverband lehnte hingegen auch diese Forderung ab. So betonte Hauptgeschäftsführer Stiller: "Differenzierung auf Basis der Gewerkschaftszugehörigkeit spaltet die Belegschaften und findet keine Akzeptanz auf Arbeitgeberseite."
Steigende Löhne sind eine weitere Herausforderung für die Chemiekonzerne in einem ohnehin schwierigen Marktumfeld. Letztlich werden die Firmen aber auch dafür Lösungen finden. Die im historischen Vergleich sehr günstig bewertete Aktien von BASF (Stoppkurs: 36,00 Euro) sowie Evonik (Stopp: 15,00 Euro) bleiben für Mutige attraktiv. Die Papiere von Covestro, von denen es bezüglich einer möglichen Übernahme von Adnoc immer noch keinerlei Neuigkeiten gab, sind indes weiterhin eine Halteposition (Stoppkurs 44,00 Euro).
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: BASF.
MIt Material von dpa-AFX