Nun ist amtlich, was sich bereits in den vergangenen Handelstagen abgezeichnet hat: Die Holding Espirito Santo International (ESI) hat Gläubigerschutz beantragt. Die Gesellschaft teilte am Wochenende mit: „ESI ist derzeit nicht in der Lage, ihre Schulden zu bedienen.“ Nun fragen sich viele Marktteilnehmer natürlich, welche anderen Firmen der Espirito-Santo-Gruppe ebenfalls insolvenzgefährdet sind. Etwa auch die Banco Espirito Santo (BES).
Diese dürfte innerhalb der Gruppe allerdings das deutlich gesündeste Unternehmen sein. Schließlich lagen die Rücklagen des Kreditinstituts zuletzt knapp zwei Milliarden Euro über den regulatorischen Anforderungen. Dieses stattliche Polster dürfte sich im Zuge der Insolvenz der ESI jedoch gehörig verringern, denn in den Büchern stehen knapp 1,2 Milliarden Euro an Krediten und Wertpapieren der Espirito-Santo-Gruppe. Davon muss die Bank wohl bald einen großen Teil abschreiben.
Es könnte teuer werden
Eine weitere Belastung könnten Klagen von Kunden sein, denen die BES Anleihen der Schwesterkonzerne verkauft hatte. Hierfür soll das Kreditinstitut allerdings bereits Rückstellungen im Volumen von 700 Millionen Euro gebildet haben.
Was passiert mit den restlichen 20 Prozent?
Eine spannende Frage bleibt, was mit der restlichen Beteiligung der Gruppe an der BES in Höhe von 20 Prozent geschieht. Werden die Aktien wie am vergangenen Monat über die Börse verkauft, dürfte dies den BES-Kurs erheblich drücken. Gelingt es allerdings, für die Anteile einen Abnehmer zu finden, dürfte sich der Kurs rasch erholen. In der Vorwoche soll es diesbezüglich bereits zu Gesprächen zwischen der portugiesischen Zentralbank und der Banco Santander gekommen sein.
Nur für Mutige
Die Pleite der ESI ist längst keine Überraschung mehr. Sie belastet die Banco Espirito Santo zwar, eine Insolvenzgefahr sieht die Mehrheit der Experten allerdings nicht. Die günstig bewertete BES-Aktie bleibt jedenfalls ein heißes Eisen und ausnahmslos für sehr mutige Anleger mit einem langen Atem geeignet (Stopp 0,29 Euro).