Videospiele, Werbung oder E-Commerce – die chinesische Regierung geht aktuell verstärkt gegen die unregulierten Geschäftstätigkeiten der heimischen Tech-Konzerne vor. Das hat zuletzt auch die Aktie von Baidu zu spüren bekommen. DER AKTIONÄR ist jedoch der Meinung, dass nach einer Halbierung der Baidu-Kurse seit dem Hoch nun die Zeit gekommen ist, bei dem China-Papier zuzuschlagen. Eine Ankündigung des Tech-Riesen vom Montag, zeigt einen wichtigen Grund, für die bullische Einschätzung:
Baidu hat zum Wochenbeginn angekündigt, ab sofort einen Robotaxi-Service in Shanghai anzubieten. Nach dem Start der der Apollo Go Ride-Hailing-Plattform in Peking, Changsha, Cangzhou und Guangzhou ist Shanghai die fünfte Großstadt, wo der Tech-Konzern seine öffentlichen Tests anbietet.
Die rund 200 eingesetzten Fahrzeuge sollen Level-4-Autonomie (Klassifizierung nach SAE International) erreichen, aber aus Sicherheitsgründen noch immer einen Fahrer an Bord haben. Ein Autonomes Auto des Level 4 braucht in den meisten Fällen keine Eingriffe seitens des Fahrers mehr.
Investitionen in die Zukunft
Der langfristige Plan der Baidu-Führung ist es, in den nächsten zwei bis drei Jahren 3.000 Autonome Fahrzeuge in 30 Städten in China bereitzustellen. Im Juni enthüllten Baidu und BAIC Pläne für den Apollo Moon, der mit einem Produktionspreis von 480.000 Yuan pro Stück (etwa 63.000 Euro) angesichts der verbauten Technik günstig erscheint.
Zudem ist ein wichtiger Bestandteil die Weiterentwicklung der Infrastruktur. Baidu Investiert beispielsweise in den Aufbau einer 5G-Infrastruktur an Hunderten von Kreuzungen. Darüber hinaus werden Sensoren wie Kameras und Lidar installiert, die Information über die örtliche Verkehrslage an die autonome Systeme übertragen können. Das soll nicht nur Staus vermeiden, sondern auch das Fahren sicherer machen.
Riesiges Potenzial
Für Baidu könnte das Robotaxi-Geschäft das nächste große Ding werden. Im Juli hatte DER AKTIONÄR schon mal nachgerechnet: Allein Baidus Robotertaxi-Sparte dürfte locker 16,5 Milliarden Dollar wert sein. Eine mögliche Erweiterung dieses Geschäfts auf Lieferdienste ist dabei noch nicht berücksichtigt.
Das langfristige Potenzial ist enorm. Experten rechnen damit, dass bis 2030 etwa 60 Prozent aller privaten Taxifahrten in China ohne menschliche Fahrer durchgeführt werden und damit ein neuer Markt in einer Größenordung von 201 Milliarden Dollar entsteht.
Sicherlich bleiben die Wachstumssorgen im Kerngeschäft mit Suchmaschinen-Werbung und die chinesische Regulierungspolitik Risiken. Doch Baidus Diversifizierungsbemühungen zeigen erste Erfolge. Das belegen nicht nur die Fortschritte im Bereich des Autonomen Fahrens, sondern auch die rasant wachsenden Geschäfte in der Cloud.
DER AKTIONÄR rät Anlegern bei der günstigen Bewertung mit einem 22er-KGV von 15 und einem 22er-KUV von 2,5 zuzugreifen.