Nicht selbstverständlich: Nach einem Rücksätzer in der ersten Monatshälfte hat sich der Kurs der Baidu-Aktie inzwischen wieder erholt. Dabei ist auch der jüngste Gang an die Öffentlichkeit mit dem eigenen Chatbot Ernie nicht ganz reibungslos verlaufen. Genauer gesagt: Er kam gar nicht richtig zustande.
Am Montag wollte Baidu eigentlich einmal mehr seinen Chatbot der Öffentlichkeit präsentieren. Ganz kurzfristig wurde die Veranstaltung aber abgesagt. Stattdessen gab es eine Demonstration für eine geschlossene Gesellschaft aus Firmenkunden – angeblich um die „starke Nachfrage besser zu bedienen“. Womöglich scheut das Unternehmen aber auch mögliche Ausrutscher in der Öffentlichkeit. Andererseits erhalten immer mehr Unternehmen einen Zugang zu Ernie, um den Chatbot zu testen. Mehr als 120.000 sollen sich angemeldet haben. Am Freitag soll die nächste Testrunde beginnen.
Die chinesischen Chatbots sind bisherigen Testern zufolge – wenig überraschend – voll auf Linie, was die politischen Vorgaben aus China betrifft. Das heißt: Themen wie Politik und kritische Fragen zu China sind tabu. Das Programm soll aber an sich durchaus zufriedenstellend funktionieren.
Ernie ist Baidus Antwort auf den Tech-Hype der Stunde: ChatGPT. Auch Alibaba und Tencent arbeiten derzeit nach eigenen Angaben an ähnlichen Chatbots.
Es wirkt, als wäre Baidu gerade selbst etwas überfordert vom Interesse an Ernie. Die erste Pressekonferenz bestand vor allem aus einer aufgezeichneten Produkt-Demonstration und von der Baidu-Führung hieß es, Ernie sei noch weit davon entfernt, perfekt zu sein. Das enttäuschte zunächst. Anschließend äußerten sich Analysten, die das Programm gestestet hatten, positiv. Ernie könnte für Baidu ein neuer Umsatzbringer werden. Baidu gilt als eines der führenden Unternehmen Chinas beim Thema KI und zählt zu den Pionieren beim autonomen Fahren. Grundsätzlich bleibt das Unternehmen spannend. Anleger warten im Zweifel aber erst mal ein neues prozyklisches Kaufsignal ab.
Hinweis: Der Handel mit Anteilen chinesischer Unternehmen ist mit erheblichen politischen und rechtlichen Unsicherheiten verbunden. Für Anleger besteht ein erhöhtes Totalverlustrisiko. DER AKTIONÄR rät dazu, nur in Einzelfällen und mit geringer Gewichtung in China-Aktien zu investieren.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Baidu