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Axel Springer: Die Welt ist nicht genug

Axel Springer: Die Welt ist nicht genug
Foto: Börsenmedien AG
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Florian Söllner 16.10.2015 Florian Söllner

Klassische Zeitungen sind out. Axel Springer setzt daher verstärkt auf Internetportale wie Business Insider.

Für positive Impulse sorgt zudem das IPO des Konkurrenten Scout24.
Zeitung? Zeit um! Wenige haben den Niedergang der gedruckten Neuigkeit so früh erkannt wie Mathias Döpfner. Geprägt hat den Axel-Springer- Chef, dass schon 1996 die klassische Zeitung Wochenpost unter seiner Führung eingestellt werden musste. Als Chefredakteur lotste er danach die Springer-Zeitung Die Welt in die Gewinnzone. Áuch als Vorstandschef von Axel Springer gelang ihm wirtschaftlicher Erfolg im „alten Geschäft“, meist nur durch die Hebung von Synergieeffekten und Stellenstreichungen. Es muss wie eine Erleichterung für ihn gewesen sein, als er 2014 ein Paket alter Zeitungsmarken wie Hörzu verkaufen und dabei Schulden abbauen konnte. Wachstum und Nachhaltigkeit gelingen nur – das ist Döpfner schnell klar geworden – durch beherzte Investitionen in das Internet. Die Saat geht auf. Schon jetzt erzielt Axel Springer 75 Prozent seines Gewinns mit digitalen Angeboten. Eine erstaunliche Wandlung eines Zeitungskonzerns zu einem Internet- Giganten. Und Döpfner will mehr. Die Expansion ins englischsprachige Ausland reizt den Springer-Chef seit Jahren. Den Kürzeren gezogen hatte der Konzern beim Wettbieten um die Financial Times, welche für 1,3 Milliarden Dollar über den Tisch ging. Auch die Forbes-Übernahme gelang nicht.

Gerücht: Kauf von Business Insider

Doch jetzt geht Axel Springer dem Techportal Recode zufolge aufs Ganze: die Mehrheitsübernahme des Internet- Finanzportals Business Insider. Bei 555 Millionen Dollar soll die Bewertung liegen – was mehr als das 10-Fache des Jahresumsatzes bedeuten würde. Ein stolzer, wohl etwas überzogener Preis. Doch bislang entpuppten sich viele der Internet-Investments als Glücksgriffe. Auch Business Insider hat noch viel Wachstum vor sich. Expandieren will das vom umtriebigen Internet-Aktien- Analysten und -Journalisten Henry Blodget geleitete Portal nach Großbritannien, Australien, Malaysia, Indien, Singapur und Indonesien. Unter Mithilfe von Axel Springer, die seit Jahresbeginn Anteile hält, wird zudem ein deutschsprachiges Angebot gestartet. Trotz des vermeintlich hohen Kaufpreises: Analysten setzen darauf, dass Döpfner weiterhin ein gutes Händchen bei Übernahmen beweist. Die Nord LB hat, auch „weil der Konzern kurz vor der Ausweitung seiner 7-Prozent-Beteiligung an Business Insider stehen soll“, das Kursziel von 48 auf 60 Euro erhöht. Finanzierungsprobleme habe Axel Springer nicht. „Derzeit stehen noch einige finanzielle Mittel zur Verfügung und Fremdkapital ist auch günstig zu erhalten“, so Analyst Holger Fechner gegenüber dem AKTIONÄR.

Impulse durch IPO

Günstig entwickelt sich für Springer auch der Aktienmarkt. Ein wichtiger Impuls ist der jetzt angekündigte Börsengang von Scout24 (siehe unten).

Die Bewertung des Konkurrenten dürfte dabei mit einem KUV von 8 und einem laufenden KGV von 25 sehr hoch ausfallen – und damit auch den Fokus auf das Internet-Portfolio von Axel Springer lenken. Scout24 punktet vor allem mit den Portalen Immobilienscout24 und Autoscout24– ein Bereich, in dem Axel Springer ebenfalls sehr aktiv ist: So gehörten mit SeLoger der französische Marktführer sowie Deutschlands Immobilienportal Nummer 2, Immowelt, zur Gruppe. Mit LaCentrale hat sich Springer zudem im französischen Internetmarkt für Autos gut aufgestellt. Gebündelt sind diese Online-Marktplätze im Bereich Rubrikenangebote. Alleine hier hat Axel Springer im ersten Halbjahr 2015 mit 147 Millionen Euro ein solch hohes EBITDA erzielt wie die Scout24-Gruppe im Gesamtjahr 2014. Würde man ähnliche Multiples für das Axel-Springer-Rubrikengeschäft ansetzen wie beim Scout24-IPO, wäre die Marktkapitalisierung der Springer-Aktie alleine dadurch gerechtfertigt – und das Geschäft mit Zeitungen wie der Bild und profitable Internet- Töchter wie Idealo.de (Vermarktungsangebote) gäbe es quasi geschenkt. Offenkundig würde diese Unterbewertung im Peergroup-Vergleich spätestens dann, wenn Axel Springer sein anhaltend erfolgreiches Rubrikengeschäft (Anteil 85 Prozent) eines Tages selbst an die Börse bringen würde. Entsprechende Spekulationen gab es schon vor Jahren – sie könnten nach einem erfolgreichen Scout24-IPO neuen Auftrieb erfahren.

Digital und Dividende

Wer in hochmargige und dynamische Internetfirmen investieren will, kann dies per Scout24-IPO machen. Doch das bessere Chance-Risiko-Verhältnis bietet Axel Springer. Denn auch Springer besitzt wertvolle digitale Beteiligungen und bietet operative und strategische Wachstumsfantasie. Dabei ist das Papier attraktiver als Scout24 bewertet und lockt etwa mit einer Dividendenrendite von 3,5 Prozent. Hinzu kommen mögliche Impulse durch die Übernahme von Business Insider. Denn James Bond und Döpfner wissen: Die Welt ist nicht genug.

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